Dachziegel: Arten und Materialien im Vergleich
Materialien der Dacheindeckung
Wer sich Gedanken über eine neue Dacheindeckung macht, findet hier eine Entscheidungshilfe. Die gute Nachricht vorab: Bei der Materialwahl können Sie keine gravierenden Fehler begehen. Alle gängigen Arten an Dachziegeln erfüllen ihre Pflicht, das Haus vor Wind und Wetter zu schützen.
Dennoch gibt es Unterschiede – zum Beispiel in puncto Gewicht, Flexibilität, Optik und natürlich auch im Preis. Außerdem ist nicht jedes Material für jede Dachneigung geeignet. Wir stellen die gängigen Materialien zur Dacheindeckung im Vergleich vor.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Tonziegel: die Klassischen
Der Ziegel aus dem natürlichen Material Ton ist auf Deutschlands Dächern die Nummer eins. Es gibt verschiedene Dachziegel-Arten in Naturtönen von Ocker über Rot bis Braun. Weitere Farbnuancen entstehen, wenn der Ton vor dem Brennen mit Mineralien durchgefärbt wird. Alle Ziegel sind extrem langlebig. Sie altern nicht, sondern setzen mit den Jahren Patina an.
Mit Beschichtungen wie Engoben und Glasuren schimmert die Oberfläche der Dachziegel matt bis glänzend. Laut der Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach stellen diese Beschichtungen keine zusätzliche Schutzschicht dar. Sie dienen lediglich der Optik. Der Nachteil im Vergleich zur kompletten Durchfärbung: Bei Beschädigung wird an der abgeplatzten Stelle der Trägerziegel sichtbar. Das ist aber nur ein kosmetischer Nachteil.
Alles zum richtigen Dachaufbau
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Dachziegel aus Beton: die Unterschätzten
Der unschöne Alterungsprozess war bei den Dachziegeln aus Beton lange Zeit ein Problem. Die Farben verblichen. Ihre raue Struktur bot Flechten und Moosen optimale Lebensbedingungen. Heute halten innovative, glatte Oberflächen das Dach bewuchsfrei und die Farben deutlich länger kräftig.
Die Lebenserwartung mit 50 bis 70 Jahren ist niedriger als bei Tonziegeln, und sie altern nicht ganz so ästhetisch. Dafür sind sie in der Anschaffung 10 bis 20 Prozent günstiger als Tonziegel.
Achtung: Bei allen geplanten Arbeiten muss immer überprüft werden, ob die Statik des Dachstuhls der neuen Eindeckung gewachsen ist. Je nach gewähltem Dach- bzw. Dämmmaterial kann eine Verstärkung der Sparren notwendig sein. Auch Feuchtigkeitsschäden, Pilze oder Schädlinge am Holz müssen genauestens untersucht bzw. beseitigt werden.
Dachziegel aus Faserzement: die Günstigen
Das Material Beton ist auch der Hauptbestandteil von Dachplatten aus Faserzement. Sie bringen weitaus weniger Gewicht auf die Waage als Beton- oder Tonziegel. Formstabil bleiben die dünnen Platten dennoch – dank einer speziellen Faser-Armierung.
Früher wurden für Faserzementplatten gesundheitsschädliche Asbestfasern verwendet. Heute ist die Verarbeitung unbedenklich. Dachziegel aus Faserzement gibt’s von der kleinen Schindel bis zur großformatigen Wellenplatte. Sie halten nicht ganz so lange wie Ziegel oder Betonsteine, behaupten sich aber dennoch mehrere Jahrzehnte auf dem Dach. Unschlagbar ist ihr Preis. Sie gehören zu den günstigsten Dachziegel Arten.
Metalldächer: die Leichten
Das leichte Gewicht und die große Anpassungsfähigkeit gibt Dachziegeln aus Metall in den letzten Jahren Rückenwind. Es gibt verschiedene Arten: Aluminium, Zink und Kupfer ermöglichen die ausgefallensten Formen – und das je nach ausgewählter Variante bereits ab 3 Grad Mindestdachneigung. Zum Vergleich: Manche Dachziegel lassen sich erst ab 40 Grad Neigung regensicher verlegen.
Metalldächer sind meist nicht selbsttragend. Das heißt, sie brauchen statt einer Lattung eine vollflächige Unterkonstruktion. Das ist in der Regel eine Holzschalung.
Mit Metalldächern lässt sich Gewicht auf alten Dachstühlen abspecken. Ist eine zusätzliche Dämmung geplant, muss nämlich das bestehende Gebälk oft extra verstärkt werden. Das erübrigt sich unter Umständen, wenn statt der schweren Tonziegel leichte Dachziegel aus Metall verwendet werden. Eine passende Dämmung puffert auch Trommelgeräusche von Regen oder Hagel ab.
Was die Gestaltung betrifft, gibt es ganz verschiedene Arten: ob schlichte Profilbleche über Rauten bis zu roten Dachziegel-Imitaten. Preislich befinden sich Alu- und Zinkdächer über dem Niveau von Ziegelsteinen. Für ein Kupferdach muss der Bauherr noch etwas tiefer in die Tasche greifen. Kupfer lässt sich von allen Metallen am besten biegen und dehnen – ideal für komplizierte Anschlüsse und denkmalpflegerische Arbeiten.
Schiefer: der elegante Dachziegel
Anspruchsvolle Dachformen meistert auch Schiefer mühelos. Der schimmernde Naturstein kann vor Ort passgenau bearbeitet werden, was handwerkliches Können voraussetzt.
Das schlägt sich in den hohen Kosten nieder, die je nach gewünschter Deckungsart dieser Dachziegelart um einiges höher ausfallen als bei einem Ziegeldach. Die teuerste Variante ist die wilde Deckung, es gibt aber auch preisgünstige Universaldeckungen, die effektives Arbeiten mit Schablonen ermöglichen. Auch die Transportkosten schlagen beim Preis zu Buche.
Deshalb sollten Dachziegel aus Schiefer bevorzugt dort zum Einsatz kommen, wo es regional abgebaut wird. Im Umkreis von Schieferbrüchen sind in der Regel auch erfahrene Dachdeckermeister ansässig, die das Schieferdecken nach allen Regeln der Kunst beherrschen. Einmal auf dem Dach, erfreut das witterungsbeständige Material über Generationen.
Die richtige Gaube für Ihr Dach
Eine Gaube sollte eine harmonische Einheit mit der Dachfläche bilden und für möglichst viel Licht, Raumhöhe und zusätzlichen Raum sorgen. Als Entscheidungshilfe gibt es hier einen anschaulichen Überblick über verschiedene Gaubenarten »
Holzschindeln und Reet: die Natürlichen
Ein weiteres Naturprodukt mit Tradition sind Holzschindeln. Verbreitet sind sie vor allem in waldreichen Gebieten. Es gibt gesägte Schindeln, aufs Dach kommen aber meist gespaltene Produkte. Dabei wird das Holz entlang der Faser getrennt und bleibt in der ganzen Schindellänge unzerstört erhalten. Das verlängert die Lebensdauer. Viele Prozesse in der Schindelproduktion erfolgen noch in Handarbeit, und auch die Bestückung des Dachs braucht Zeit. Deshalb liegt der Preis von Dachziegeln aus Holz auch deutlich über Tonziegeln.
Reetdächer aus Schilfrohr sind vor allem in Küstenregionen anzutreffen. Sie haben eine Lebenserwartung von 30 bis 50 Jahren. Es gibt aber auch Beispiele, die 100 Jahre überschritten haben. Da feuchte Bedingungen die Lebensdauer verkürzen, sollte die Dachkonstruktion hinterlüftet ausgeführt werden. Das Material fängt leicht Feuer: Vor allem während trockener Hitzeperioden im Sommer oder mit Feuerwerkskörpern zu Silvester ist Vorsicht geboten.
Wie lange hält ein Dach?
In unserem Artikel geben wir einen Überblick über die Lebensdauer verschiedener Dachformen und zeigen, wie Sie diese verlängern können: Wie lange hält ein Dach? »
Klimafreundliche Dachziegel: die Innovativen
Sie sind auf der Suche nach innovativen Dachziegel Arten, die auch der Umwelt zugute kommen? Neu auf dem Markt sind Dachziegel, die Schadstoffe aus der Luft abbauen. Sie haben Titanoxid in die Oberfläche eingebunden. Unter Sonneneinstrahlung wandelt dieser Stoff schädliche Stickoxide in harmlose Nitrate um, die als Pflanzennährstoff dienen. Gleichzeitig zersetzt das Titanoxid auch organischen Schmutz wie Moose und Algen. Der nächste Regen wäscht dann alles vom Dach. Untersuchungen am Institut für Technische Chemie der Universität Hannover haben ergeben, dass sich mit einer Dachfläche von 200 m² etwa der jährliche Schadstoffausstoß eines Kleinwagens neutralisieren lässt.
Solardachziegel
Solardachziegel gehören zu den den besonders interessanten Dachziegel Arten. Sie integrieren sich unauffällig in die Dachfläche und produzieren dabei fast genauso viel PV-Strom wie konventionelle Aufdachmodule. Alle Solardachziegel müssen dabei miteinander verkabelt werden, sodass daraus ein große Photovoltaikanlage entsteht.
Solarziegel lohnen sich besonders, wenn Sie Ihr Dach komplett neu eindecken möchten. Das nachträgliche Austauschen einzelner Dachziegel durch Solarziegel ist wirtschaftlich nicht rentabel. Übrigens: Solarziegel werden sogar staatlich gefördert. Allerdings: Bislang gibt es noch nicht viele Hersteller von Solardachziegeln.
Tipps zur Grundrissplanung im Dachgeschoss
Schrägen und niedrige Raumhöhen sind typische Probleme bei der Grundrissplanung im Dachgeschoss. Mit unseren Tipps holen Sie das Maximum aus Ihrer Wohnfläche unterm Dach heraus und planen den Dachgeschoss-Grundriss optimal »
Helfer-Tools bei der Wahl der richtigen Dachziegel
Ob robuste Dachsteine, klassische Dachziegel oder pflegeleichtes Metall – bei der Wahl der Dacheindeckung stehen zahlreiche Materialien zur Auswahl. Doch nicht jede Eindeckung passt in jedes Wohngebiet. In vielen Gemeinden bestehen außerdem Vorgaben zur Farbwahl. Nicht zuletzt spielt daneben die persönliche Präferenz eine wichtige Rolle.
Achtung: Bebauungsplan prüfen!
Bevor Sie sich entscheiden, lohnt ein Blick in den Bebauungsplan. Viele Gemeinden schreiben inzwischen nicht nur die Dachform vor, sondern auch Farbe und Material der Deckung. So soll das Erscheinungsbild eines Ortes oder Quartiers harmonisch bleiben. Mehr in unserem Artikel: Was ist ein Bebauungsplan?
Doch viele Hausbesitzer tun sich mit der Entscheidung für eine Dacheindeckung schwer. Das Problem: Es ist nicht einfach, von einem Dachstein auf die optische Wirkung des gesamten Daches zu schließen. Hier können kostenlose Tools helfen. So visualisiert ein Dachsimulator Dachziegel auf verschiedenen Dächern und Musterhäusern. Beim Dachbildservice kann das eigene Hausdach als Basis ausgewählt und mit verschiedenen Dachpfannen gestaltet werden.