Kellerabdichtung: Weiße oder schwarze Wanne?
Den Keller sicher abdichten
Feuchte Wände oder gar Wasser im Keller sind für jeden Bauherren ein Albtraum. Umso wichtiger ist es, die Kellerabdichtung gründlich zu planen, denn Fehler lassen sich hier später kaum noch korrigieren.
Es gibt im Wesentlichen zwei Methoden, den Keller gegen Feuchtigkeit abzudichten: die weiße Wanne und die schwarze Wanne. Eine weiße Wanne ist die sichere, aber auch die teurere Variante. Wir erklären, was die Unterschiede sind und helfen bei der Entscheidungsfindung.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Der Klassiker: Die schwarze Wanne
Ältere Keller sind meist mit einer schwarzen Wanne gegen Feuchtigkeit abgedichtet. Bei dieser Methode wird die Kellerwand-Außenseite mit Bitumen schwarz bestrichen. Feuchtere Böden werden dabei häufig mit einer Drainage ergänzt, um das Wasser abzuführen.
Ein großer Nachteil dieser Methode ist, dass die Abdichtung im Laufe der Jahre an Wirkung verliert. Eine schwarze Wanne hält etwa 30 Jahre. Danach muss sie erneuert werden. Und das ist eine aufwändige und teure Sache: Das Erdreich muss dafür rund um die Kellerwand aufgegraben und die Bitumenabdichtung neu aufgebracht werden.
Was tun, wenn die Kellerabdichtung erneuert werden muss?
Wenn sich die alte Bitumenabdichtung ablöst und und undicht wird, ist zügiges Handeln gefragt, denn ansonsten drohen feuchte Kellerwände und Schimmel im Haus. In unserem Artikel erfahren Sie, was dann zu tun ist: Sanierungsmethoden im Check »
Auf Nummer Sicher: Die weiße Wanne
Die weiße Wanne ist die optimale Lösung, wenn Ihr Gebäude im Wasser steht, etwa bei einem hohem Grundwasserpegel. In diesem Fall werden Bodenplatte und Kellerwände in wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton) angelegt und bilden somit quasi eine geschlossene wasserdichte Wanne. In ausgehärtetem Zustand ist diese nahezu weiß, daher der Name weiße Wanne.
Eine zusätzlich Beschichtung braucht nicht mehr aufgebracht werden, im Gegensatz zur schwarzen Wanne spart man sich also einen Arbeitsschritt. Eine weiße Wanne ist absolut wasserdicht, sehr hochwertig und beständig. Sie hält durchschnittlich 80 Jahre.
Diese Qualität hat ihren Preis: Eine weiße Wanne kostet rund 10−25 Prozent mehr als als ein klassischer Keller. Bei einem Standardkeller entspricht das Mehrkosten von rund 5.000−10.000 Euro. Diese Mehrkosten sind absolut gerechtfertigt: Bei einer weißen Wanne wird beispielsweise besserer und mehr Beton und Bewehrungsstahl verwendet, es müssen spezielle Fugenprofile verwendet und sehr genau gearbeitet werden.
Übrigens: Auch Fertigkeller werden in WU-Beton angeboten. Hier werden die Wandelemente samt Fenster- und Türöffnungen auf die Baustelle geliefert und müssen dort nur noch montiert werden. Dabei müssen die Fugen besonders sorgfältig abgedichtet werden.
Prüfen Sie die Baubeschreibung genau
Viele Baufirmen bieten in ihren Schlüsselfertigangeboten zunächst Standardkeller an. Aber Vorsicht: "dicht" ist nicht gleich "dicht" und ein Dichtbetonkeller ist nicht das gleiche wie eine weiße Wanne. Nur eine weiße Wanne ist auch ohne Außenabdichtung dicht − aber diese höhere Qualität hat auch einen höheren Preis.
Baugrundgutachten schafft Sicherheit
Wenn Sie unsicher sind, welche Kellerabdichtung für Ihr Haus die richtige ist, hilft ein Bodengutachten weiter. Das gibt Aufschluss über die Beschaffenheit des Bodens und die Höhe des Grundwassers. Daraus folgt, wie das Haus gegründet und wie es abgedichtet werden muss. Das Feuchtigkeitsniveau bestimmt die Ausführung des Kellers mit. Die Kosten für ein solches Gutachten liegen zwischen 500 und 1.000 Euro.
Ein Baugrundgutachten schützt auch vor unvorhergesehenen Überraschungen beim Aushub. "Erfahrungsgemäß gehen die meisten Baufirmen in ihren Angeboten von idealen Bodenverhältnissen aus", erklärt Bauingenieur Volker Wittmann vom Verband Privater Bauherren (VPB). "Stellt sich dann beim Aushub heraus, dass der Boden doch seine Tücke hat, zum Beispiel drückendes Wasser, dann muss umgeplant werden. Unter Zeitdruck kann dabei viel schiefgehen." Außerdem kommen dann schnell unvorhergesehene Extrakosten hinzu.
Wenn Sie in einem Feuchtgebiet bauen wollen, brauchen Sie außerdem eine Genehmigung, die Sie mit Daten aus einem Baugrundgutachten bei der zuständigen Wasserbehörde beantragen müssen. Klären Sie diese Dinge am besten so früh wie möglich ab.
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Setzen Sie auf eine gründliche Baukontrolle
Die Abdichtung gehört zu den fehleranfälligsten Bauteilen bei einem Neubau. Wenn beispielsweise billigeres Material benutzt wird als das in der Planung vorgesehen oder Folien und Beschichtungen nicht richtig aufgebracht werden, kann es zu leicht zu Undichtigkeiten kommen. Um hier auf Nummer Sicher zu gehen, lohnt es sich, die Ausführung durch einen unabhängigen Sachverständigen zu kontrollieren.
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Besondere Aufmerksamkeit ist beispielsweise bei den Öffnungen im Keller angebracht: Fenster, Türen, Leitungen für Zu- und Abwasser, Strom, Gas, Telekommunikation und Fernsehen. Da sie durch die Wand bzw. den Boden führen, müssen sie besonders gewissenhaft abgedichtet werden.
Außerdem lohnt es sich, von außen eine möglichst dicke Perimeterdämmung aufbringen, um Wärmeverluste zu vermeiden − wenn der Keller vorerst nur als unbeheizter Lagerkeller genutzt werden soll. Denn diese Dämmung kann später nicht mehr ohne Weiteres nachgerüstet werden, wenn Sie den Keller zum Wohnen nutzen möchte.
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Fazit: Weiße Wanne oder schwarze Wanne?
Die meisten Bauherren setzen heute auf die weiße Wanne. Sie ist der aktuelle Stand der Technik: Sie ist sicherer, beständiger und auf lange Sicht gesehen auch rentabler als eine schwarze Wanne. Denn spätestens nach 30 Jahren ist bei einer schwarzen Wanne eine aufwändige Sanierung der Bitumenabdichtung notwendig.
Liegt der Grundwasserpegel niedriger als die Kellersohle, wäre zwar auch heute noch die preiswertere Ausführung als schwarze Wanne möglich. Aber: Falls der Grundwasserspiegel in späteren Jahren doch ansteigen sollte, ist man mit einer weißen Wanne auf der sicheren Seite, argumentiert der Verband Privater Bauherren (VPB).
VPB-Experte Dipl.-Ing. Klaus-Dieter Hammes gibt zu bedenken, dass in vielen Neubaugebieten heute keine Drainagen mehr gebaut und ans Kanalnetz angeschlossen werden dürfen. "Je nach Bodenqualität kann Regenwasser nicht schnell genug versickern, sondern staut sich außen am Haus auf." Dann kann es schnell passieren, dass Feuchtigkeit ins Haus eindringt.
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Ein weiterer Punkt betrifft laut Hammes vor allem Tagebauregionen im Westen Deutschlands oder in der Gegend um Leipzig. Hier werde in den kommenden Jahren der Grundwasserspiegel, der zurzeit noch durch Abpumpen künstlich niedrig gehalten wird, wieder geflutet werden. "Die Folgen für Hausbesitzer liegen auf der Hand: Häuser mit jetzt noch trockenen Untergeschoss stehen dann im Wasser." Die Mehrkosten für eine weiße Wanne machen sich in einem solchen Fall schnell bezahlt.
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