Möbel restaurieren: Wann lohnt es sich?

Frau restauriert alten Stuhl

Wertvolle Antiquitäten erkennen

Foto: iStock/sturti

Kann aus der alten Truhe vom Dachboden ein kleines Schmuckstück werden? Ist die Rettung eines Biedermeier-Schreibtischs ein Selbermach-Projekt?

Vor dem Restaurieren sollten Sie klären, mit welcher Art von Möbel Sie es zu tun haben. Ist es ein (materiell) wertloses Stück, aus dem mit etwas Fantasie und Farbe dennoch ein individueller Einrichtungsgegenstand werden kann? Oder handelt es sich um ein Erbstück, das nicht nur Möbel, sondern auch Wertanlage ist? Die Spanne ist groß, und viele Möbel sind zwischen diesen beiden Extremen einzuordnen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie unbedingt einen Experten zu Rate ziehen.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Erbstücke und Möbel mit emotionalem Wert
  2. Antike Möbel
  3. Designklassiker und Vintage-Stücke
  4. Qualitativ hochwertige Möbel
  5. Lohnt es sich, Flohmarkt- oder Sperrmüllmöbel zu restaurieren?
  6. Worauf ist beim Restaurieren alter Möbel zu achten?
  7. Wann sich eine Restaurierung eher nicht lohnt

Erbstücke und Möbel mit emotionalem Wert

Alte Kommode und Schaukelstuhl
Wer noch an Opas altem Schaukelstuhl und der liebgewonnenen Kommode hängt, kann den Möbelstücken mit einer Restaurierung zu neuem Glanz verhelfen.
Unsplash/Clay Banks

Manche Möbel haben eine persönliche Geschichte: Sie wurden familiär vererbt, haben einen ideellen Wert oder halten Erinnerungen wach, wie etwa Uropas Schaukelstuhl. Sie können durch eine Restaurierung bewahrt und aufgewertet werden. Hier steht weniger der materielle als der emotionale, persönliche Wert im Vordergrund.

Überlegen Sie sich vorher, ob und wie sich das Möbelstück in Ihre bestehende Einrichtung einfügen lässt. Gut geeignet sind beispielsweise elegante Beistelltische, Stühle, Kommoden oder Regale, denn das Möbelstück kann danach noch weiterhin eine praktische Funktion erfüllen. So lassen sich Geschichte und Funktionalität miteinander verbinden.

Antike Möbel

Restaurierter barocker Stuhl
Dieser barocke Stuhl wurde frisch restauriert und gepolstert.
Pixabay

Möbelstücke aus historischen Epochen, beispielsweise Barock, Biedermeier, Jugendstil, Art Déco oder Bauhaus, haben oft einen historischen Wert, vor allem bei Sammlern. Auch Möbel aus der Nachkriegszeit und aus den 1950er bis 1970er Jahren sind oft beliebte Vintage-Stücke, deren Wert durch eine Restaurierung erhalten oder gesteigert werden kann.

Die hochwertigsten Stücke wurden meist aus hochwertigen Materialien wie Massivholz gefertigt und in handwerklicher Tradition hergestellt. Solche Möbelstücke sind oft einzigartig und steigern ihren Wert durch eine fachgerechte Restaurierung.

Dennoch gilt es auch hier, genau hinzuschauen: Omas klobige Schrankwand in dunkler Eiche will heutzutage kaum noch jemand haben, selbst wenn sie aufgearbeitet wird. Anders sieht es aus bei Einrichtungsgegenständen, die auch heute noch in moderne Wohnungen Verwendung finden können, beispielsweise schöne Stühle, Kommoden oder Tische. Grundsätzlich lässt sich sagen: Zeitlos gestaltete Möbel, die funktional und schlicht sind, bleiben auch langfristig stilvoll.

Designklassiker und Vintage-Stücke

Möbel von bekannten Designern (z. B. Eames, Le Corbusier, Mies van der Rohe, Arne Jacobsen) oder renommierten Marken (z.B. Vitra, Fritz Hansen, Knoll, Cassina, Thonet und weitere mehr) haben oft einen hohen Sammlerwert, besonders wenn es sich um ein seltenes Modell oder eine limitierte Auflage handelt.

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Wenn Sie sich nicht sicher nicht, ob Sie ein solches Unikat besitzen, halten Sie Ausschau nach angebrachten Markenplaketten. Eine unkonventionelle, aber praktische Möglichkeit besteht auch darin, das Möbelstück vor einem neutralen Hintergrund zu fotografieren und über die Google-Rückwärtssuche den Hersteller zu recherchieren. Und: Auf Sammler- oder Verkaufsportalen (wie z.B. Ebay Kleinanzeigen) können Sie sich vorab schon häufig einen guten Eindruck davon verschaffen, wie wertvoll (oder nicht) ein Möbelstück wahrscheinlich ist.

Wichtig: Gehen Sie bei der Restaurierung solcher Unikate besonders behutsam vor. Sammler legen Wert auf (möglichst viele) Originalmaterialien − es steigert den Wert und bewahrt die Authentizität des Designs.

Qualitativ hochwertige Möbel

Holz mit Intarsien
Traditionelle Handwerkskunst, hier mit aufwändig gestalteten Intarsien, ist immer einen genaueren Blick wert.
Pixabay

Möbelstücke, die aus hochwertigen Materialien bestehen oder gut verarbeitet sind, etwa durch klassische Holzverbindungen (Zapfen, Schwalbenschwanzverbindungen) oder stabile Metallbeschläge, sind es oft wert, erhalten zu werden. Sie lassen sich bei Abnutzungen oder kleineren Beschädigungen meist gut restaurieren.

Möbel aus Massivholz, beispielsweise Eiche, Nussbaum oder Teak, sind meist langlebig und hochwertig, besonders wenn sie handgefertigt sind. Sie lassen sich gut abschleifen, reparieren und neu aufarbeiten. Massivholzmöbel behalten auch nach mehreren Jahrzehnten ihre Stabilität und Optik.

Zu den erhaltenswerten Möbelstücken gehören auch solche mit besonderen Materialien wie Intarsien, Marmor, Edelholzfurnieren oder aufwendigen Schnitzereien. Denn diese Möbelstück sind oft wertvoll und rar. Solche Details können durch fachgerechte Restaurierung wieder zur Geltung gebracht werden.

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Sind Weichholzmöbel minderwertiger als Hartholzmöbel?

Bauernmalerei Detail
Weniger wertvolle Hölzer wurden früher bemalt – beispielsweise mit Bauernmalerei.
Fotolia/Daniel Fuhr

So pauschal lässt sich das nicht sagen. Für unsere Vorfahren im 19. Jahrhundert und früher galten Weichhölzer tatsächlich als minderwertiges Material, das man, wenn man Geld hatte, mit edlem Holzfurnier überzog. Weniger Vermögende versteckten Tanne und Fichte unter einer Bemalung. Dabei schreckten die Tischler auch nicht davor zurück, die Maserung von edlen Hölzern aufzumalen. Eine weitere Veredlungstechnik war die Bauernmalerei.

Wer auf dem Dachboden oder beim Trödler ein solches Möbel auftreiben konnte, entfernt häufig die Bemalung und platziert das Möbel geölt oder gewachst im Wohnzimmer. Manche dieser Bemalungen sind aber tatsächlich sehr kunstvoll und durchaus erhaltenswert. Es lohnt sich also genau hinsehen, bevor das Möbel in seinen Rohzustand versetzt wird.

Lohnt es sich, furnierte Möbel zu restaurieren?

Furnier klingt heutzutage nach billigen Spanplatten. Bei antiken Möbeln muss man dies aber differenzierter betrachten. Furnierte Möbel entstanden damals aus Sparsamkeit: Schon im Barock war massives Holz wertvoll und teuer, so dass die Tischler edle Hölzer in dünne Schichten sägten. Im Gegensatz zu heute wurde das Furnier nicht auf Spanplatten, sondern auf günstige Massivhölzer geklebt. Auch betrug die Furnierstärke mehrere Millimeter – im Gegensatz zu den heute gebräuchlichen hauchdünnen Platten. Furnier bot damals außerdem die Möglichkeit, Motive und aufwendige Intarsien zu gestalten.

Insgesamt zählen diese Antiquitäten also zu den kostbareren und erhaltenswerten Möbeln. Vor allem aus der Biedermeierzeit sind noch viele schöne Exemplare erhalten. Wer ein solches Möbel restauriert, sollte mit viel Fingerspitzengefühl arbeiten: Die dünnen Furniere sind schnell durchgeschliffen. Oft werden zur Reparatur alte, dicke Furniere benötigt, die schwer zu bekommen sind. Die Oberfläche ist oft mit Schellackpolitur versehen, was als die hohe Kunst der Oberflächenbehandlung gilt.

Lohnt es sich, Flohmarkt- oder Sperrmüllmöbel zu restaurieren?

Vier bunte alte Stühle
Stühle vom Flohmarkt oder Sperrmüll werden mit neuem Farbanstrich zum Hingucker.
Pixabay

Es sieht aus, als wäre es nicht mehr zu retten, doch es reizt die Kreativität. Manche Möbel sind sicher keine aufwendigen Erhaltungsaktionen durch den Restaurator wert, doch zum Wegwerfen dennoch zu schade.

Oft steckt in diesen Möbeln echte Wertarbeit. Achten Sie auf folgende Qualitätsmerkmale:

  • massives Holz
  • gute Tischler- statt Spanplatten
  • ordentliche Beschläge
  • dickeres Furnier.

Wenn Sie sicher sind, dass es sich bei dem Fundstück nicht um eine wertvolle Antiquität handelt, können Sie mit Pinsel und Farbe ans Werk gehen, ohne befürchten zu müssen, ein wertvolles Möbelstück zu "verunstalten". Hier kann auch mal zur Stabilisierung eine Schraube eingedreht werden – was Sie bei wertvollen Exemplaren tunlichst sein lassen sollten.

Worauf ist beim Restaurieren alter Möbel zu achten?

Echtes Restaurieren bedeutet viel mehr, als ein Möbelstück "aufzufrischen". Es bedeutet, ein Möbelstück in seinem historischen und ästhetischen Wert zu erhalten, ohne den ursprünglichen Charakter zu verfälschen. Es wird darauf geachtet, es so nah wie möglich an den Originalzustand heranzuführen. Das Ziel ist, den Zustand des Möbelstücks zu stabilisieren, sodass es wieder genutzt werden kann.

Dazu gehört:

  • Die Originalsubstanz bleibt soweit wie möglich erhalten, so werden beispielsweise die originalen Holzarten, Furniere, Lacke und Beschläge verwendet. Dazu kann es auch gehören, auf Tischlermethoden von damals zurückzugreifen, beispielsweise bei traditionellen Holzverbindungen.
  • Eine besonders schonende Oberflächenbehandlung: Schäden wie Kratzer, Abplatzungen oder Holzwurmbefall werden behutsam beseitigt, ohne das Gesamtbild zu verändern.
  • Die Patina historischer Lackierungen oder Polituren bleibt erhalten, wird aber wieder zum Glänzen gebracht. Die natürliche Alterung eines Möbels wird häufig sogar bewusst erhalten, anstatt sie komplett zu entfernen.

Möbel restaurieren: In dieser Reihenfolge sollten Sie vorgehen

  1. Statik wiederherstellen: Das schönste Möbelstück ist nicht zu gebrauchen, wenn die Verbindungen lose sind. Die Anleitung zeigt, wie Sie die Stabilität wiederherstellen.
  2. Schäden beheben und ausbessern: Ob schadhaftes Furnier, Risse oder Löcher im Holz – so reparieren Sie schadhafte Stellen an Möbeln.
  3. Möbeloberflächen richtig behandeln: Eine Übersicht der gängigen Techniken und Produkte zur Oberflächenbehandlung.

Wann spricht man bei Möbeln nicht von Restaurieren?

Wenn ein Möbelstück im Stil oder der Funktionalität an den modernen Geschmack angepasst wird, beispielsweise eine alte Holzkommode weiß lackiert wird, weil der Besitzer einen modernen Skandi-Look möchte, spricht man vom Aufarbeiten oder Renovieren. Dabei wird oft die Originalsubstanz stark verändert. Hier wird keine Rücksicht auf den historischen Wert gelegt, sondern das Möbel optisch komplett neu gestaltet.

Das muss nicht schlechter sein, sondern ist einfach nur eine andere (weniger anspruchsvolle) Herangehensweise ans Aufarbeiten alter Möbel.

Lust, alte Möbel zu erneuern?

Anhand von Praxisbeispielen zeigen wir, wie sich alte Möbel zu neuen Schmuckstücken für die Wohnung aufarbeiten lassen.

Wann sich das Restaurieren alter Möbel eher nicht lohnt

Eine Restaurierung nimmt Zeit und Geld in Anspruch. Überlegen Sie sich also gut, ob es sich lohnt, ein Möbel zu restaurieren. Generell lohnt sich eine aufwändige Restaurierung kaum bei:

  • Möbeln aus Spanplatten oder minderwertigen Materialien, die sich kaum reparieren lassen
  • stark beschädigten Möbeln, die trotz Restaurierung instabil blieben
  • Möbeln, die schlecht verarbeitet sind
  • Stücken ohne besonderen Wert, die sich im Handel einfach ersetzen lassen

Wenn Sie sich unsicher sind, kann ein Experte helfen, den Wert und das Potenzial des Möbelstücks zu beurteilen.