Ratgeber: Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen

Ansicht eines Mehrfamilienhauses mit Wärmepumpe

Was Eigentümergemeinschaften beachten müssen

Foto: bwp

Ein Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe zu beheizen, ist problemlos möglich, wenn man einige wichtige Punkte beachtet. Allerdings sind hier andere technische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte zu beachten als im Einfamilienhaus. Auch das Nachrüsten einer Wärmepumpe als Ersatz für Öl- oder Gasheizungen ist möglich. Hier erfahren Sie, was Wohnungseigentümergemeinschaften zum Heizen mit der Wärmepumpe wissen sollten.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Warum sollte man ein Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen?
  2. Wärmepumpe für Mehrfamilienhaus: der rechtliche Rahmen
  3. Lässt sich jedes Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen?
  4. Welche Wärmepumpen sind fürs Mehrfamilienhaus geeignet?
  5. Die Wärmepumpe fürs Mehrfamilienhaus richtig planen
  6. Was kostet die Wärmepumpe für ein Mehrfamilienhaus?
  7. Fazit: Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen – Vor- und Nachteile

Warum sollte man ein Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen?

Mit der am 1. Januar 2024 in Kraft getretenen Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), auch „Heizungsgesetz“ genannt, gelten neue Vorschriften für den Einbau neuer Heizungen: Grundsätzlich müssen künftig alle Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Für Bestandsgebäude gelten längere Übergangsfristen, sodass in der Regel kein sofortiger Heizungstausch notwendig ist. Da Öl und Gas aber allein durch die steigende CO₂-Bepreisung auf jeden Fall teurer werden, kann sich ein zeitnaher Umstieg lohnen.

Auch für das Mehrfamilienhaus ist die Wärmepumpe eine Option. Zwar ist die Investition für eine Eigentümergemeinschaft zunächst vergleichsweise hoch, führt aber langfristig zu niedrigeren Betriebskosten. Zudem lässt sich mit einer Wärmepumpe der Wert der Immobilie steigern.

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Wärmepumpe für Mehrfamilienhaus: der rechtliche Rahmen

Eine Heizungsanlage, die alle Wohnungen versorgt, gehört zum Gemeinschaftseigentum. Das gilt auch für eine Wärmepumpe. Der Austausch einer alten Heizungsanlage mit einer Wärmepumpe ist zudem eine bauliche Veränderung, die von der Eigentümerversammlung beschlossen werden muss.

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Die Kosten beim Austausch der Heizungsanlage tragen die Eigentümer gemäß ihren Eigentumsanteilen. Bei vermieteten Wohnungen können die Kosten als Modernisierungsmaßnahme auf die Miete umgelegt werden, wobei hier besondere Bedingungen im Vergleich zu anderen Heizungsmodernisierungen gelten.

Tipp: Ratgeber zu Wohnungseigentümergemeinschaften

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Installation der Außenmodule einer Wärmepumpe auf dem Dach mit PV
Ideale Kombination: In diesem Beispiel wurden die Außenmodule der Wärmepumpen auf dem Dach des Mehrfamilienhauses installiert. Praktischerweise erzeugt hier auch eine Photovoltaikanlage den Strom für den Kompressor.
Mitsubishi Electrics

Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen: Welche Kosten können Vermieter umlegen?

Die Kosten für den Einbau einer neuen Heizungsanlage, die dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) entspricht, können in der Regel zu 10 Prozent auf die Jahresmiete umgelegt werden. Die Kosten für den Einbau einer Wärmepumpe können nur dann in voller Höhe umgelegt werden, wenn die Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe größer als 2,5 ist. Ansonsten sind nur 50 Prozent der Kosten umlagefähig. Damit soll verhindert werden, dass Mieter durch hohe Kosten für ineffiziente Wärmepumpen in unsanierten Häusern belastet werden.

Die Jahresarbeitszahl gibt das Verhältnis von eingesetztem Strom zu erzeugter Wärme an. Bei einer JAZ von 2,5 beträgt sie 1:2,5. Im Bestand liegt der Durchschnitt bei einer JAZ von etwa 3,5.

Lässt sich jedes Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen?

Gänzlich unsanierte Gebäude eignen sich nicht so gut für die Wärmepumpe. Grundsätzlich gilt: Je besser der energetische Zustand des Hauses, desto effizienter arbeitet die Wärmepumpe. Der Wärmeschutz des Altbaus sollte daher zuvor durch Maßnahmen wie Dämmung oder Fenstertausch verbessert werden.

Wenn die Wärmeversorgung bisher über Etagenheizungen erfolgte, ist das jedoch kein Hindernis, zukünftig das Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe zu heizen. Die Eigentümer können entweder auf eine zentrale Wärmeversorgung mit einer Wärmepumpe umstellen, oder die Wohnungen mit einzelnen Geräten beheizen. Auch gemischte Systeme sind möglich, zum Beispiel mit zentraler Wärmeerzeugung und Übergabestationen an den Wohnungen.

Wärmepumpe und Warmwasserspeicher im Keller
Dezente Wärmeerzeuger: Wärmepumpe und Wasserspeicher im Keller eines Mehrfamilienhaues
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Müssen Heizkörper ausgetauscht werden?

Anders als lange angenommen, kann eine Wärmepumpe nicht nur mit Fußboden- oder Wandheizungen effizient arbeiten, sondern prinzipiell auch mit Heizkörpern. Das macht es einfacher, ein älteres Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe zu heizen. Möglicherweise müssen aber alte Radiatoren gegen modernere Flächenheiz- oder Niedrigtemperaturheizkörper ausgetauscht werden.

⇒ In diesem Artikel haben wir genauer erklärt, welche Arten von Heizkörpern mit Wärmepumpen kompatibel sind. Außerdem stellen wir Ihnen einen einfachen Test vor, mit dem Sie prüfen können, ob Ihre aktuellen Heizkörper für den Einsatz mit einer Wärmepumpe geeignet sind.

Normalerweise gehören Heizkörper zum Gemeinschaftseigentum, ihr Austausch ist dann Teil des gesamten Heizungswechsels. Heizkörper können aber auch per Teilungserklärung zum Sondereigentum gehören. Dann sind die einzelnen Eigentümer zuständig. Die Eigentümergemeinschaft sollte dann vorab klären, wie der Austausch ablaufen soll.

Welche Wärmepumpen sind fürs Mehrfamilienhaus geeignet?

Zwei Außenmodule einer Luft/Wasser-Wärmepumpe
Weit weg vom Balkon: Die Außenmodule der Wärmepumpe für das Mehrfamilienhaus wurden weit außerhalb der Hörweite aufgestellt.
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Wie beim Einfamilienhaus eignen sich für Mehrfamilienhäuser sowohl Erdwärme- als auch Luftwärmepumpen. Bei ersteren kommt es darauf an, ob genügend Platz für Erdsonden, Erdkollektoren oder Grundwasserbrunnen vorhanden sind und ob Bohrungen möglich und genehmigungsfähig sind.

Grundsätzlich gilt: Die Nutzung von Wärme aus der Tiefe ist sehr effizient, deshalb lohnen sich Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen trotz höherer Investition auch fürs Mehrfamilienhaus.

Die einfachere und günstigere Variante ist die Luftwärmepumpe. Ihr Nachteil ist eine etwas niedrigere Effizienz, vor allem bei schlechterer Dämmung. Auch die hörbaren Geräusche der Ventilatoren können für Hausbewohner oder Nachbarn störend sein. Es ist also wichtig, einen Standort mit genügend Abstand zu Wohn- und Schlafräumen des Mehrfamilienhauses und zu Nachbarhäusern zu finden. Auch durch ein Gehäuse kann der Schall gedämmt werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche rechtlichen Regelungen zu Lautstärke und Abstandsregelungen für Wärmepumpen gelten »

Die Wärmepumpe fürs Mehrfamilienhaus richtig planen

Ein Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen, stellt Sie im Vergleich zum Einfamilienhaus vor besondere Herausforderungen. So müssen unterschiedliche Wohnungsgrößen und Nutzungsprofile berücksichtigt werden. Möglicherweise ist auch der energetische Zustand nicht für alle Wohneinheiten gleich, etwa weil einige davon noch mit älteren, weniger gut isolierten Fenstern ausgestattet sind.

⇒ Die Wärmepumpenanlage muss deshalb so ausgelegt sein, dass sie die unterschiedlichen Wärmebedarfe abdeckt.

Die erforderliche Größe und Leistung einer Wärmepumpe muss für jedes Mehrfamilienhaus individuell berechnet werden. Es können auch statt einer mehrere Wärmepumpen eingesetzt werden. Eine Möglichkeit ist die sogenannte Kaskadenschaltung, mit der sich flexibel auf den unterschiedlichen Wärmebedarf reagieren lässt. Dafür werden zwei Geräte hintereinandergeschaltet, eines davon deckt die Grundlast ab, das zweite wird an kälteren Tagen zugeschaltet.

Kaskadenschaltung von Wärmepumpen
Mehrere Wärmepumpen können in Reihe geschaltet werden.
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Hybridsysteme als Alternative

Statt einer kompletten Umstellung ist es nach dem GEG auch möglich, die Wärmepumpe mit dem vorhandenen Gas- oder Ölkessel zu koppeln, der dann bei hohem Wärmebedarf die Spitzenlast übernimmt. Allerdings muss die Wärmepumpe mindestens 65 Prozent des Bedarfs decken. Eine solche Hybridlösung kann zum Beispiel dann zum Einsatz kommen, wenn das Haus noch nicht vollständig saniert wurde oder eine Sanierung nicht möglich ist.

Was kostet die Wärmepumpe für ein Mehrfamilienhaus?

Die Kosten für die Installation einer Wärmepumpe in einem Mehrfamilienhaus hängen unter anderem von der Größe des Hauses und der Anzahl der Wohneinheiten, der verwendeten Wärmequelle, der Größe und der Leistung der Wärmepumpe ab und können stark variieren.

Sie setzen sich zusammen aus den Anschaffungskosten für das Gerät, den Installationskosten und bei Erd- oder Grundwasser den Erschließungskosten. Zentrale Wärmepumpenanlagen sind in der Regel kostengünstiger als dezentrale Systeme.

Für ein Mehrfamilienhaus mit vier bis acht Wohneinheiten liegen die Gesamtkosten etwa in folgenden Größenordnungen:

  • Luftwärmepumpe ca. 19.000 bis 40.000 Euro
  • Erdwärmepumpe ca. 34.000 bis 63.000 Euro
  • Grundwasser-Wärmepumpe ca. 37.000 bis 52.000 Euro

Förderung auch für Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern

Seit Februar 2024 gewährt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Fördergelder beim Austausch fossiler Heizungen gegen umweltfreundlichere Alternativen. Seit dem 28. Mai 2024 können auch Anträge für Maßnahmen in Mehrfamilienhäusern sowie von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) für gemeinschaftliches Eigentum gestellt werden.

Fazit: Mehrfamilienhaus mit Wärmepumpe heizen – Vor- und Nachteile

Vorteile Nachteile
  • Klimafreundlich: mit Ökostrom betrieben, nahezu CO₂-frei, keine Abgase oder Schadstoffemissionen
  • Zukunftsfähig, entspricht den den Anforderungen des GEG
  • Wirtschaftlich durch langfristig niedrige Betriebskosten
  • Wertsteigerung der Immobilie
  • Hohe Investitionskosten für Anschaffung, Installation und Wärmerschließung
  • Größere technische Herausforderungen als im Einfamilienhaus
  • Platzbedarf für Außeneinheiten
  • Mögliche Vorbehalte bei Teilen der Eigentümergemeinschaft