So erkennen Sie eine tragende Wand
Böse Überraschungen beim Umbau vermeiden
Sie möchten Ihre Wohnung oder Ihr Haus sanieren und mehr Platz schaffen? Dann haben Sie vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, eine Wand zu entfernen oder zu durchbrechen. Aber Vorsicht: Wand ist nicht gleich Wand. Es gibt tragende und nicht tragende Wände. Die Unterscheidung ist wichtig für die Statik und die Sicherheit Ihres Gebäudes.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, was tragende Wände sind, wie Sie sie erkennen und was Sie beachten müssen, wenn Sie eine tragende Wand entfernen wollen.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Was sind tragende Wände und warum sind sie wichtig?
Eines ist klar: Die Wand muss weg! Aber ist es auch sicher, sie zu entfernen? Wie der Name schon vermuten lässt, "tragen" tragende Wände das Gewicht der Decke, des Daches oder anderer Bauteile eines Gebäudes. Sie nehmen das Gewicht auf und leiten es weiter. Sie sind also wesentlich für die Stabilität des Gebäudes oder des Raumes.
Das Entfernen oder Beschädigen einer tragenden Wand kann schwerwiegende Folgen wie Risse, Verformungen oder sogar Einsturz haben. Im Zweifelsfall sollte daher immer ein Fachmann zurate gezogen werden, bevor eine Wand bearbeitet oder gar abgerissen wird.
Tragende Wand erkennen: Schritt für Schritt
Es gibt verschiedene Methoden, um eine tragende Wand zu erkennen.
1 Auswertung von Bauplan oder Grundriss
Eine Möglichkeit besteht darin, einen Blick auf den Bauplan oder den Grundriss zu werfen. Dort sind tragende Wände meist dicker dargestellt, schraffiert oder mit Punkten gekennzeichnet. Leider machen nicht alle Bauzeichner diese Markierungen, sodass diese Bedingung eigentlich nur dann gilt, wenn es aus den Plänen eindeutig hervorgeht. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie andere Anhaltspunkte sammeln.
2 Klopf- oder Bohrprobe
Eine weitere Möglichkeit ist die Untersuchung der Wand selbst. Tragende Wände bestehen in der Regel aus massiven Baustoffen wie Beton, Ziegel oder Naturstein und haben eine hohe Rohdichte. Das kann z. B. durch eine Klopf- oder Bohrprobe festgestellt werden:
- Klingt die Wand hohl oder lässt sie sich leicht durchbohren, handelt es sich wahrscheinlich um eine nicht tragende Wand, z. B. aus Gipskarton oder Holz.
- Klingt die Wand dagegen massiv oder ist sie schwer zu durchbohren, kann es sich um eine tragende Wand handeln.
3 Blick unter die Sockelleiste
Im Zweifelsfall kann es sich lohnen, die Sockelleisten zu entfernen und den Anschlussbereich von Wand und Boden zu untersuchen. Ist hier bereits Gipskarton sichtbar, kann in der Regel davon ausgegangen werden, dass die Wand durchbrochen werden kann.
Vorsicht: Auch in nicht tragenden Wänden können Stromleitungen verlaufen. Oder sogar Wasser- oder Gasleitungen. Hier sollte im Zweifelsfall mit geeigneten Prüfgeräten getestet werden, ob die Wand wirklich frei von solchen Leitungen ist.
4 Lage der Wand
Eine andere Methode besteht darin, die Lage der Wand zu betrachten.
- Tragende Wände verlaufen in der Regel senkrecht zu den Deckenbalken oder parallel zu den Außenwänden. Sie befinden sich oft in der Mitte des Gebäudes oder in den Ecken.
- Nicht tragende Wände hingegen verlaufen häufig quer zu den Deckenbalken und dienen lediglich der Raumunterteilung. Auch waagerechte oder senkrechte Eisenträger weisen auf eine tragende Wand hin.
5 Lage im Haus
Prüfen Sie auch die Lage im Haus: Wenn möglich, untersuchen Sie die Lage der betreffenden Wand in einem anderen Stockwerk des Hauses. Tragende Wände befinden sich oft überall an der gleichen Stelle, da sie das Gewicht der Geschossdecken auf das Fundament übertragen.
6 Wanddicke prüfen
Die Wanddicke kann Aufschluss über die tragende Funktion geben. 11,5 Zentimeter ist die vorgeschriebene Mindeststärke für Neubauten ab den 1990er Jahren. Ist das Haus jünger und die Wand dünner, kann man davon ausgehen, dass die Wand problemlos entfernt werden kann. Bei Altbauten gilt diese Regel nicht mehr. Ist eine Wand jedoch dicker als 17,5 Zentimeter, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine tragende Wand.
Im Zweifelsfall den Baustatiker fragen: Kosten eines Gutachtens
Wenn Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie einen Statiker beauftragen, um die betreffende Wand zu begutachten. Er stellt fest, welche Wände das Gewicht des Stockwerks oder des Dachs tragen können. Ein solches Gutachten kostet zwischen 250 bis 500 Euro − und kann Ihnen viel Ärger ersparen.
Eine tragende Wand entfernen: Geht das?
Die Wand für den geplanten Durchbruch ist nicht tragend? Dann frisch ans Werk! Aber was tun, wenn Sie eine tragende Wand erkennen, die dennoch raus muss? Dann ist der Traum vom großen Raum noch lange nicht ausgeträumt. Nur der Aufwand wird erheblich größer.
- Wollen Sie eine tragende Wand entfernen, brauchen Sie oft eine Genehmigung der zuständigen Behörde, zum Beispiel des Bauamtes. Handelt es sich nur um eine Öffnung für eine Tür oder gar nur um die Durchführung von Leitungen, ist dies meist nicht notwendig.
- Wenn es sich um eine tragende Wand handelt, sollten Sie zudem einen Fachmann hinzuzuziehen, der die Statik des Gebäudes überprüft und einen geeigneten Ersatz für die tragende Wand plant. Das könnte zum Beispiel ein Stahlträger oder eine Stütze sein. Dies ist nicht nur für Ihre Sicherheit wichtig, sondern auch für den Werterhalt Ihrer Immobilie.
So entfernen Sie eine tragende Wand
Eine tragende Wand zu entfernen, ist immer eine statische Herausforderung, die gut durchdacht und geplant sein muss. Hier erfahren Sie, welche Voraussetzungen und Fachkenntnisse bei einem Wanddurchbruch notwendig sind und was das kostet.
Zu unserem Ratgeberartikel: Tragende Wand entfernen »
Fazit: Tragende Wand erkennen – und bei Bedarf entfernen
- Tragende Wände sind von immenser Bedeutung für die Statik eines Gebäudes, denn sie tragen das Gewicht von Decken und Dächern.
- Methoden zur Bestimmung der tragenden Wände sind: Prüfung des Bauplans, Materialdichte (Klopf- oder Bohrtest), Lage, Wanddicke.
- Das Entfernen einer tragenden Wand erfordert oft eine Genehmigung. Die tragende Wand muss außerdem ersetzt werden, z. B. durch einen Stahlträger, um die Gebäudestruktur zu erhalten.
- Im Zweifelsfall sollte ein Baustatiker hinzugezogen werden, um die Wand zu begutachten und mögliche Probleme zu vermeiden.