Den Anbau eines Wintergartens planen
Tipps zu Größe, Belüftung und Beschattung
Sie planen den Anbau eines Wintergartens? Dann sollten Sie vorab wichtige Fragen klären, wie die richtige Ausrichtung, Beschattung oder Frischluftzufuhr. Wir geben Tipps.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Nutzung und Ausrichtung des Wintergartens
Wenn Sie den Anbau eines Wintergarten planen, sollten Sie sich vor dem Bau folgende Fragen stellen:
- Soll der Wintergarten nur ein dekoratives Gewächshaus werden?
- Oder ist ein beheizbarer Freizeitplatz gewünscht, der dadurch zumindest frostfrei bleibt, Topfpflanzen über den Winter hilft und lediglich in Übergangszeiten zum Verweilen einlädt?
- Wird gar eine ganzjährige Nutzung mit einer Vergrößerung der Wohnfläche gewünscht?
Je nachdem, wie Sie Ihren Wintergarten nutzen möchten, ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an den Wintergarten.
Größe und Ausrichtung richtig planen
Bei der Planung der Größe des Wintergartens müssen Sie davon ausgehen, dass das Sitzplatzareal für sechs Personen (mit Tisch) eine Fläche von mindestens 3 x 3 Meter in Anspruch nimmt. Sollen noch Pflanzen untergebracht werden? Dann wären für einen Wintergarten, Verkehrsflächen eingerechnet, etwa 15 Quadratmeter empfehlenswert.
Vor allem bei der letztgenannten und am meisten gebauten Variante, beim beheizten Wohnwintergarten, kommt es auf den Standort an:
- Wintergärten mit Ost-Ausrichtung sind ideal fürs Frühstück in der gläsernen Loge. Außerdem schafft die Morgensonne perfekte Wachstumsbedingungen für die meisten Zimmerpflanzen.
- Nord-Wintergärten sind dann sinnvoll, wenn der Anbau vor allem als Atelier oder Büroraum genutzt werden soll. Störungen durch direktes, blendendes Sonnenlicht lassen sich dort vermeiden.
- Die Westlage bietet Wärme bis in die Abendstunden, erfordert aber – wie natürlich auch die Südausrichtung – eine besonders wirksame Belüftung und ein durchdachtes Beschattungssystem zum Schutz vor zu intensiver Sonneneinstrahlung.
- Die vermeintlich beste Seite – die Südausrichtung – kann zwar durch den Treibhauseffekt beim Übergang der Jahreszeiten und in den kälteren Monaten zum größtmöglichen Energiegewinn führen. Wenn aber die Sonne am höchsten steht, kann dieser Standort auch zum Nachteil werden. Dann steht und fällt der Gebrauchswert eines Wohnglashauses mit der richtigen Beschattung und der Be- und Entlüftung.
Brauche ich eine Baugenehmigung für den Wintergarten?
Rechtlich gesehen ist damit jeder Wintergarten ein Bauwerk − und benötigt somit eine Baugenehmigung. Meistens zumindest.
Tatsächlich hängt es vor allem von der Größe Ihres geplanten Wintergartens und dem Bundesland ab, in dem Sie wohnen, ob Sie eine Baugenehmigung für den Bau Ihres Wintergartens benötigen. Hier finden Sie die wichtigsten Infos rund um die Baugenehmigung für den Wintergarten »
Belüftung und Beschattung planen
Soll der transparente Vorbau dem Hausbesitzer auf Dauer Freude bereiten, dürfen die Glasflächen nicht beschlagen. Außerdem müssen Hitzestaus vermieden werden. Schon bei kleinsten Mängeln von Material oder Ausführung können die Scheiben in kürzester Zeit beschlagen und die Nutzbarkeit einschränken. Deshalb sind dichte Anschlüsse zum Schutz vor Feuchtigkeit zwingend erforderlich. Ein gläserner Vorbau muss nämlich Temperatursprünge von häufig 80 Grad Celsius aushalten - für das Dichtungsmaterial eine permanente Elastizitätsprüfung.
Belüftung und Beschattung entscheiden über die Alltagstauglichkeit eines Wintergartens. Beispiel: Bei 32 Grad Celsius Außentemperatur steigt die Quecksilbersäule im Wintergarten auf 80 Grad. Um mit einer gut funktionierenden Lüftung unter 40 Grad zu kommen, müssen im Dachbereich zwei Drittel der Fläche zu öffnen sein, insgesamt zehn Prozent der Gesamtglashülle.
Eine wirksame Außenbeschattung ist die effektivste Lösung gegen Hitzestau. Bei der Innenbeschattung bieten sich hochwertige Faltstoreanlagen, Rollos oder Jalousien an. Diese können natürlich gleichzeitig auch als Sichtschutz verwendet werden. Durchdachte Funktionsstoffe, zum Beispiel mit aluminiumbedampfter Oberfläche, reflektieren die Sonnenstrahlen und beugen so einer Aufheizung im Inneren vor. Eine Innenbeschattung ist aber immer nur halb so effektiv wie eine vergleichbare Außenbeschattung.
Beschattung und Lüftung: Darauf sollten Sie achten
Wichtig ist, dass im Sommer möglichst wenig Wärme durch die Verglasung ins Rauminnere gelangt. Das fordern auch die wichtigsten Bauvorschriften wie die Energieeinsparverordnung sowie die DIN 4108-2: Ab einem Fensterflächenanteil von 30 Prozent sind Maßnahmen zum sommerlichen Wärmeschutz vorgeschrieben.
Entscheidenden Einfluss aufs Raumklima hat die Beschattung. Am effektivsten sind in folgender Reihenfolge:
- Außenjalousien
- Markisen
- Innenbeschattung
Es gilt: Je effektiver die Schattenspender, desto geringer muss die Luftwechselrate sein, also der Luftaustausch pro Stunde. Und je niedriger die erforderliche Luftwechselrate, desto kleiner können die Be- und Entlüftungsöffnungen ausfallen. Dies ist nicht zuletzt auch ein Kostenfaktor.
Der Wintergarten-Fachplaner sollte die Größe der Zu- und Abluftöffnungen bzw. die Leistung der einzusetzenden Klimageräte möglichst genau ermitteln. Oft werden Anzahl, Größe und Leistungsfähigkeit der Aggregate nur geschätzt – mit der Folge, dass nach dem Motto „viel hilft viel“ eine Überdimensionierung stattfindet.
Der notwendige Luftaustausch kann mit verschiedenen Maßnahmen erreicht werden:
- natürliche Belüftung
- motorische Belüftung
- thermohydraulische Belüftung
- Klimatisierung mit Geräten zum Heizen, Klimatisieren oder Entfeuchten
Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Belüftungssystemen im Vergleich vor.
Natürliche Belüftung
Diese „Low-Tech-Lösung“ erfolgt über Lüftungsklappen, Lüftungsflügel, Schiebeflügel, oder Dosierlüfter. Sie werden manuell oder mit Elektromotoren bedient. Empfehlenswert sind Steuerungen, die das Raumklima automatisch unter Beachtung von Temperatur, Raumfeuchte, Wind, Sonne oder Regen regeln.
Vorteile:
- keine Eigengeräusche im Betrieb
- bei richtiger Planung, Dimensionierung und Anordnung kaum Zugerscheinungen
Nachteile:
- Einbruchgefahr durch geöffnete Flügel
- Probleme mit den Lüftungsklappen bei außenliegendem Sonnenschutz
- Vereisungsgefahr im Winter
- Regen- und Windsensor unerlässlich
- Insektenschutz erforderlich
- gute Thermik erforderlich
Motorische Belüftung
Sie besteht aus einer Zu- und einer Ablufteinheit. Die Zuluft kann über reine Nachströmgeräte oder auch aktiv per Gebläse oder Walzenlüfter in den Wintergarten gelangen. Die Abluft wird über Walzenlüfter oder Gebläseventilatoren nach draußen verfrachtet.
Zu- und Ablufteinheit sind miteinander gekoppelt, wobei der Befehl Abluft immer gleichzeitig den Befehl Zuluft auslöst.
Vorteile:
- konstanter, einstellbarer Abluftvolumenstrom
- witterungsunabhängig: Luftaustausch auch bei fehlendem Winddruck
- keine Belästigung durch Insekten
- nur geringfügige Behinderung der Außenbeschattung
Nachteile:
- Geräuschentwicklung (vor allem nachts, da die Abkühlung im Sommer meist nachts erfolgt)
- höhere Anschaffungskosten
Belüftung mit thermohydraulischen Aggregaten
Hier steuern thermohydraulische Zylinder die Funktion Lüftung auf oder zu automatisch. Die Zylinder sind mit einem Medium gefüllt, das sich bei bestimmten Temperaturen ausdehnt und damit den Öffnungs- und Schließvorgang der Be- und Entlüftung auslöst.
Vorteile:
- keine Eigengeräusche bei Betrieb
- bei richtiger Planung kaum Zugerscheinungen
- automatische Steuerungen für Wind und Regen sind nicht erforderlich
Nachteil:
- wie bei der natürlichen Lüftung: Thermik ist Voraussetzung für das Funktionieren
Klimatisieren mit Kombigeräten
Kombigeräte zum Heizen, Kühlen, Entfeuchten und zum "Luftreinigen" sind vor allem in gewerblich genutzten Wintergärten fast unerlässlich. Doch auch im Privatbereich werden solche Geräte eingesetzt.
Zu beachten ist, dass beim Einsatz eines Kühlgeräts Außentüren und Fenster geschlossen sein müssen. Auch angrenzende Räume sind ab einer bestimmten Größe abzutrennen, denn die Geräte sind meist auf das Raumvolumen des Wintergartens ausgelegt.
Planen Sie den Wintergarten als Wohnzimmer-Erweiterung ohne Abtrennung, dann muss das Klimagerät auf das Gesamtvolumen von Wintergarten plus Wohnzimmer ausgelegt sein.
Vorteil:
- Raumtemperatur kann unabhängig von der Außentemperatur eingestellt werden
Nachteile:
- Geräuschentwicklung
- Energieverbrauch und damit oft hohe Betriebskosten der Anlagen
- Split-Geräte bestehen aus Außen- und Innengerät. Beide benötigen Platz. Oft wird dabei die Position des Außengeräts vor dem Wintergarten zum optischen Störfaktor
Tipps zur Vermeidung von Kondenswasser im Wintergarten
Auch eine wirkungsvolle Lüftung kann die Bildung von Kondenswasser auf den Scheiben nur zum Teil verhindern. Gerade in der kalten Jahreszeit ist Tauwasser ein Wintergarten-Dauerthema. Auch das Beheizen hilft nur bedingt.
Folgende Maßnahmen sind über das Beheizen des Wintergartens hinaus möglich:
- Einsatz von speziellen Wärmeschutz-Verglasungen bis hin zu Dreifach-Verglasungen oder Verglasungen mit sogenannter „warmer Kante“ (also einer verbesserten Wärmedämmung am Übergang von Verglasung und Rahmen)
- Rahmenmaterialien mit besonders guten Dämmwerten
- Wärmequellen im Bereich der Verglasungen wie zum Beispiel Unterflurkonvektoren
- gezielte Luftführung
Glasanbau als Alternative?
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Das richtige Profilmaterial für den Wintergarten
- Holz hat gut dämmende Eigenschaften und eine wohnliche Anmutung. Als natürlicher Baustoff erfordert er witterungsbedingt allerdings auf Dauer einen höheren Pflegeaufwand.
- Kunststoff ist eine kostengünstige Lösung, die nur einfache Pflege benötigt. Sie hat allerdings eine geringere statische Belastbarkeit, die allerdings im Dachbereich durch Stahleinschübe erhöht werden kann. Reine Kunststoff-Profile kommen lediglich für kleinere Glasanbauten infrage.
- Aluminium ist statisch hoch belastbar und damit auch für größere gläserne Bauteile geeignet. Durch die Beschichtung sind die unterschiedlichsten farblichen Lösungen denkbar. Die heute übliche Eloxierung oder Einbrennlackierung verbessert langfristig die optische Qualität der Oberfläche. Der Nachteil bei Aluminium und auch bei Stahl ist, dass wegen des Wärmeabflusses eine thermische Trennung vorzusehen ist. Durch eine innenliegende Dämmschicht in den Hohlkammerprofilen kann, zumindest beim Aluminium, die Dämmung deutlich verbessert werden.
- Auch die Kombination von Holz und Aluminium kann ein guter Kompromiss sein, wenn Holz nur innenraumseitig zum Einsatz kommt.
Tipps zum Anbau eines Wintergartens
- Damit der Anbau zur positiven Energiebilanz eines bestehenden Wohnhauses beiträgt, sollten Sie bautechnische sowie bauphysikalische Fragen mit dem ausführenden Handwerker klären.
- Ein Wintergartenbau ist genehmigungspflichtig. Die Landesbauordnungen der jeweiligen Bundesländer regeln das in eigener Zuständigkeit. Viele Wintergartenbauer übernehmen auch die bürokratischen Formalitäten. Das geht dann zügiger, so dass schon in wenigen Wochen Baubeginn sein kann.
- Bei einem Holzwintergarten sollte darauf geachtet werden, dass er mit einem langlebigen Oberflächenschutz versehen ist. Das kann die Zahl der Unterhaltungsanstriche reduzieren.
- Weniger Reinigungsaufwand verspricht eine neue Glasqualität. Dabei beschleunigt eine hauchdünne Oberschicht mit Hilfe des Tageslichts den Zersetzungsvorgang von organischen Verschmutzungen. Der nächste Regen soll die Verunreinigungen einfach wegspülen.
- Beim Glas gibt der „g-Wert” den Energiegewinn an. Dieser „Gesamtenergiedurchlassgrad” bemisst, wieviel Prozent der kurzwelligen Sonneneinstrahlung durch die Scheibe nach innen gelangen und damit als langwellige Wärmestrahlung nutzbar sind. Der g-Wert sollte also möglichst hoch sein.
- Dagegen steht der „U-Wert” für den Energieverlust. Gemessen wird, welche Wärmemenge einen Werkstoff pro Zeiteinheit durchdringt, wenn zwischen innen und außen ein Temperaturunterschied von einem Grad besteht. Der U-Wert sollte also möglichst niedrig sein.
Schritt für Schritt zum Hausanbau
Wir zeigen Beispiele für gelungene Hauserweiterungen und wie Sie Schritt für Schritt einen Anbau fürs Haus planen. Zu unserem Artikel: Einen Hausanbau planen »