Energieberatung: Ablauf, Leistungen und Kosten
Energieberatung zu Hause
Wer dauerhaft Energiekosten sparen will, kommt um eine energetische Sanierung des Eigenheims nicht herum. Aber wie soll ich entscheiden, welche Sanierungsmaßnahmen sich für mein Haus oder meine Wohnung lohnen? Wer einfach drauf los saniert, verbrennt schnell viel Geld.
Unabhängigen Rat bieten Energieberater: Sie nehmen Ihr Haus kritisch unter die Lupe, zeigen die größten Einsparpotenziale und geben Empfehlungen, welche Sanierungsmaßnahmen sich für Sie am ehesten lohnen. Energieberatungen werden vom Staat mit 50 Prozent gefördert.
Hier erfahren Sie, welche Leistungen eine Energieberatung umfasst, wie sie abläuft, was das kostet und wie Sie Energieberater in Ihrer Nähe finden können.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Ablauf einer Energieberatung: Was macht ein Energieberater?
Eine Energieberatung läuft in der Regel nach einem immer gleichen Muster ab. Dabei untersucht ein Energieberater das Haus vor Ort, wertet die Ergebnisse rechnerisch aus und erstellt einen Maßnahmenplan. Ein Bericht stellt alle Ergebnisse zusammen und zeigt, was zu tun ist.
Hier die wichtigsten Schritte einer Energieberatung im Überblick, ergänzt von Ratschlägen des Energieberaters Hermann Dannecker.
Rat vom Experten
Hermann Dannecker ist Vorstand im Deutschen Energieberater-Netzwerk (DEN), einem Zusammenschluss von rund 700 qualifizierten Ingenieuren, Architekten, Planungsbüros, Handwerksmeistern und Technikern, die sich zur neutralen, wirtschaftlich unabhängigen Energieberatung verpflichtet haben.
1. Energieberatung zu Hause: Vor-Ort-Termin mit Begutachtung des Hauses
Die Begutachtung des Hauses durch den Energieberater dauert rund 1,5 Stunden. Er inspiziert dabei das Haus vom Keller bis unters Dach und untersucht es auf die typischen Schwachstellen.
Laut Dannecker spricht ein guter Energieberater bei dieser Hausbegehung die sichtbaren Problemstellen bereits an. Die Hausbesitzer sollten bei dem Rundgang dabei sein und ihrerseits möglichst umfassend Auskunft geben, beispielsweise über frühere Sanierungen. Der Energieberater dokumentiert alles mit Fotos und sammelt die wichtigsten Baudokumente, wie Baupläne oder Baubeschreibungen. Anschließend wertet er die Ergebnisse aus und ermittelt den rechnerischen Energiebedarf des Gebäudes.
Energieberater: neutral und produktunabhängig
Anders als bei der Beratung durch einen Fachhandwerker ist die Energieberatung immer neutral und produktunabhängig. Der Energieexperte hat selbst keine Verkaufsabsicht und empfiehlt nur die Arbeiten, die sich bei einer energetischen Sanierung wirklich lohnen.
2. Erstellung eines Sanierungsgutachtens
Nach dem Vor-Ort-Termin erstellt der Energieberater in seinem Büro ein Gutachten und erläutert es im persönlichen Gespräch.
Diese Fragen beantwortet ein Energieberater
- Was sind die größten energetischen Schwachstellen − und wie lassen sie sich beheben?
- Wie hoch sind die Einsparungen, die sich erzielen lassen?
- Was kosten die Sanierungsmaßnahmen?
- Welche Arbeiten sind am dringendsten, welche können noch einige Jahre warten?
- Welche Zuschüsse vom Staat gibt es?
Je nachdem, wie ausführlich Sie beraten werden möchten, können Sie zwischen verschiedenen Energieberatungspaketen wählen.
Energieberatung: Kosten im Vergleich
- Einstiegs- oder Erstberatung: einstündiger allgemeiner Schnellüberblick über die verschiedenen Sanierungsmaßnahmen, auch telefonisch oder online möglich, kostenlos.
- Gebäudecheck: etwa zweistündige Vor-Ort-Beratung, der einen Kurzbericht mit Handlungsempfehlungen enthält, 30 Euro.
- Qualifizierte Energieberatung mit Sanierungsfahrplan: ausführliche Rundum-Analyse des Gebäudes mit Erstellung eines detaillierten Maßnahmenkatalogs zur energetischen Sanierung, der individuell auf Ihr Gebäude abgestimmt ist. Kosten: ca. 1.700−2.400 Euro, davon bis 650 Euro förderfähig. Fördersatz: 50 Prozent.
Am Ende des Beratungsprozesses hält der Hausbesitzer ein Sanierungsgutachten oder einen individuellen Sanierungsfahrplan in seinen Händen und kann sich damit gut ausgestattet an sein Sanierungsprojekt machen. Er kann dann konkrete Handwerkerangebote einholen und weiß, wieviel Geld er dafür zurücklegen sollte – und welche staatlichen Fördermittel ihm helfen.
Individueller Sanierungsfahrplan
Der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) zeigt die anstehenden Arbeiten in zeitlicher Reihenfolge und kann durchaus mehrere Jahre umfassen.
Wird später eine Sanierungsmaßnahme umgesetzt, die in diesem „Strategiepapier“ benannt ist, wird das teilweise vom Staat mit einem iSFP-Bonus in Höhe von 5% belohnt. Dieses Extra gibt es zusätzlich zur Basisförderung für Sanierungsmaßnahmen.
In unserem Artikel erfahren Sie, wie ein individueller Sanierungsfahrplan aussieht »
3. Zum Schluss: Umsetzung der Maßnahmen
Spätestens wenn der Förderbescheid vorliegt, kann es losgehen. Hermann Dannecker empfiehlt, den Energieberater auch für die anschließende Baubegleitung zu nutzen. „Denn auf der Baustelle ergeben sich erfahrungsgemäß weitere Fragen“, weiß der Praktiker. Und ergänzt: „In den meisten Förderprogrammen wird eine Baubegleitung gefordert und vom Staat mit 50 Prozent bezuschusst.“
Eine professionelle Baubegleitung bietet die Gewähr, dass das ausgegebene Geld auch die gewünschten Einspareffekte erzielt. Der Baubegleiter bescheinigt gegenüber dem Staat nach Abschluss der Arbeiten außerdem die ordnungsgemäße Durchführung. Sobald diese Bescheinigung dem Fördergeber vorliegt, kann die Überweisung der Fördergelder aufs Konto erfolgen.
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Was kostet eine Energieberatung?
Die Kosten einer Energieberatung variieren je nach Region und Gebäudegröße. Für ein typisches Einfamilienhaus liegen sie bei bis zu 2.000 Euro.
In den meisten Fällen liegen die tatsächlichen Kosten jedoch viel niedriger. Denn der Staat bietet großzügige Unterstützung: Das BAFA fördert die Energieberater-Kosten (Fachplanung und Baubegleitung) mit einem Zuschuss von bis zu 50 Prozent.
Fördergelder für Energieberatungen
Die Wüstenrot Bausparkasse gibt hier einen Überblick über die aktuellen Fördergelder für Energieberatungen »
Außerdem kann man sich einen kostenlosen Ratgeber zum energetischen Sanieren herunterladen. Das E-Book informiert über die Sanierungspflichten und Fördergelder.
Energieberater-Experte Hermann Dannecker nennt gute Argumente für eine Energieberatung: „Der Hausbesitzer bekommt Planungssicherheit. Er kennt nach der Begutachtung die energetischen Schwachstellen seines Gebäudes. Er weiß, wo und in welcher Höhe er seine Investitionen wirtschaftlich zielführend einsetzen kann.“
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Der Energieausweis ist ein steckbriefartiges Dokument, das den Energiestandard von Gebäuden beschreibt. Sie müssen es beim Verkauf oder der Vermietung einer Immobilie vorlegen. In unserem Artikel erfahren Sie mehr zum Energieausweis fürs Haus »
So finden Sie Energieberater
Da gute Energieberater zurzeit stark ausgelastet sind, rät Herrmann Dannecker, schon ein Jahr vor der geplanten Maßnahme Kontakt aufzunehmen. Denn auch die Bewilligung der Förderung benötigt eine gewisse Zeit. Zudem sollten Sie genügend Zeit einplanen, um in Ruhe Ihre Entscheidungen treffen zu können.
Aber was macht einen guten Berater aus? Energieexperte Dannecker: „Er muss ganzheitlich beraten können und darf sich nicht nur in einem Bereich auskennen. Und er sollte seine Qualifikationen nachweisen können.“
Bei der Wahl eines Energieberaters hilft ein Blick in die Listen einschlägiger Organisationen, wie etwa der dena Energieeffizienz-Experten-Liste. Hier geführte Berater sind unabhängig, staatlich anerkannt oder durch entsprechende Qualitätssiegel zertifiziert. Da Energieberater keine geschützte Berufsbezeichnung ist, sind solche Nachweise wichtig.
Tipp: Individuelle Energieberatung nutzen
Die Wüstenrot Bausparkasse bietet professionelle Energieberatungen und einen Förderzuschuss-Service an, mit dem sich schnell und unkompliziert Einsparpotenziale nutzen lassen. Das Ergebnis ist ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP). Er wird mit bis zu 50 Prozent staatlich gefördert. Hier können Sie sich über den Energieberater-Service informieren »
Darüber hinaus zählt vor allem Erfahrung. Lassen Sie sich Referenzen nennen, oder fragen Sie Bauherren gelungener energetischer Sanierungen, von wem sie beraten wurden. In der Expertendatenbank der Deutschen Energie-Agentur (dena) sind beispielsweise Referenzen angegeben. Außerdem dürfen nur von der dena zertifizierte Energieberater das „dena-Gütesiegel Effizienzhaus” ausstellen.
Einen leichten und sehr kostengünstigen Einstieg ins Thema Energiesparen geben die Verbraucherzentralen. In den Beratungsstellen stehen Fachleute kostenlos zur Verfügung − ob am Telefon, online oder in einem persönlichen Gespräch. Wer möchte, kann mit den Fachleuten auch einen Vor-Ort-Check vereinbaren: Ein Gebäude-Check, ein Heiz-Check oder ein Solarwärme-Check kosten dank staatlicher Förderung jeweils nur 30 Euro.
Ausführlichere Beratung und eine "echte Energieberatung" wie oben beschrieben bieten zugelassene Energieberater. Für diese Energieberatung erhalten Sie aktuell einen BAFA-Zuschuss von 50 Prozent der Kosten.
Stand: August 2024; Fotos: Zukunft Altbau