Für wen eignet sich die Fernwärme-Installation?
Fernwärme kompakt erklärt
Mit dem Heizungsgesetz rückt ein neues Thema in den Fokus deutscher Heizungsbesitzer: Fernwärme. Sie soll in Zukunft Lücken im Heizungsmix schließen. Doch was ist Fernwärme eigentlich, für wen eignet sich die Installation und mit welchen Vorteilen, Nachteilen und Kosten müssen Hausbesitzer rechnen?
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Fernwärme: Was ist das eigentlich?
Wie der Name schon sagt: Wer Fernwärme nutzt, holt sich die Wärme aus der Ferne ins Haus. Anders herum gesagt: Sie wird nicht zu Hause erzeugt.
Stattdessen wird die Wärme von einem zentralen Wärmekraftwerk oder einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zu den Haushalten transportiert. Fernwärme kann aus Abfall, fossilen Brennstoffen oder Biomasse gewonnen werden. Bei der Erzeugung von Fernwärme sind auch innovative Technologien im Einsatz, z. B. Brennstoffzellen oder Großwärmepumpen.
Fernwärmekraftwerke arbeiten nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung: Dabei wird gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt. In Form von Heißwasser oder Wasserdampf wird sie über isolierte Rohrleitungen weiter transportiert. Je länger die Leitung ist, desto höher der Energieverlust (die Dämmung der Rohre spielt also eine wichtige Rolle).
Aktuell werden etwa 14 Prozent der rund sechs Millionen Haushalte in Deutschland mit Fernwärme versorgt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden rund 8 Prozent der neu gebauten Ein- und Zweifamilienhäuser mit Fernwärme beheizt, bei Mehrfamilienhäusern liegt der Anteil mit 21,4 Prozent deutlich höher. (Daten von 2022)
Heizungsgesetz 2024: Fernwärme wird wichtiger
Fernwärme erlebt durch das Heizungsgesetz 2024 (bzw. die Änderungen am Gebäudeenergiegesetz) ein regelrechtes Revival. Bis 2045 soll in Deutschland klimaneutral geheizt werden − und dabei spielen Fernwärme und kommunale Wärmeplanung eine wichtige Rolle:
- Fernwärme soll künftig nachhaltiger werden − zum Beispiel, indem verstärkt Abwärme aus Industrie, Abwasser oder Flüssen genutzt wird.
- Auch die kommunale Wärmeplanung soll neue Potenziale für Energieeffizienz und erneuerbare Wärmequellen aufzeigen. Die Städte und Gemeinden sollen daraus einen Fahrplan für den klimaneutralen Umbau der Wärmeinfrastruktur vorlegen.
Tipp: Wer über eine neue Heizung nachdenkt, sollten vorab prüfen, ob es eine kostengünstige Fernwärmealternative gibt. Achten Sie auf Angebote, die die kommunale Wärmeplanung macht. Anstatt eine teure neue Heizungsanlage einzubauen, können die Anforderungen des neuen Heizungsgesetzes möglicherweise auch einfach mit Fernwärme erfüllt werden.
Wichtig zu wissen: Die ursprünglich angedachten, harten Zeitvorgaben zum Heizungstausch wurden gelockert. Städte und Gemeinden sollen künftig mehr Spielraum für ihre Wärmeplanung bekommen − und Eigenheimbesitzer mehr Zeit, um zu entscheiden, ob zum Beispiel Wärmepumpe oder Fernwärme besser geeignet sind.
Fernwärme: Was Sie zur Installation wissen müssen
Für welche Häuser ist die Fernwärme installation möglich? Im Gegensatz zu einer Gasheizung oder Wärmepumpe entscheiden nicht Sie, ob eine Fernwärme-Installation bei Ihnen möglich ist, sondern die örtlichen Stadtwerke. Nur wenn sie diese Versorgung bereitstellen, ist auch ein Fernwärmeanschluss möglich.
Für die Stadtwerke lohnt sich Fernwärme nur dann, wenn genügend andere Hausbesitzer diese Möglichkeit nutzen wollen. Denn die örtliche Nähe zum Kraftwerk ist für die Fernwärmeversorgung unerlässlich. Das liegt daran, dass heißes Wasser das Transportmedium ist − das mit zunehmender Leitungslänge immer kälter wird. Sie sind also auf das Angebot in Ihrem Wohngebiet angewiesen.
So erfolgt die Fernwärme installation
Wird an Ihrem Wohnort Fernwärme angeboten, erfolgt die Installation in mehreren Schritten:
- Machbarkeit: Zunächst wird geprüft, ob die Fernwärmeversorgung für Ihr Wohngebiet möglich ist: Wie nah liegt es zum nächsten Fernwärmewerk? Was sind die örtlichen Gegebenheiten für den Bau des Fernwärmenetzes?
- Hausanschlüsse: Anschließend wird für die einzelnen Gebäude bewertet, welche Anschlussmöglichkeiten bestehen. Passt alles, wird ein Wärmeübergabepunkt hergestellt, an dem die Fernwärme in das hausinterne Heizsystem eingespeist wird.
- Installation: Zum Schluss erfolgt die Installation, die vom örtlichen Versorgungsunternehmen abgenommen und in Betrieb genommen wird.
Für wen eignet sich Fernwärme?
Fernwärme ist prinzipiell für verschiedene Gebäudetypen geeignet, wie Wohnhäuser, Gewerbegebäude, Industrieanlagen und öffentliche Einrichtungen.
Erkundigen Sie sich bei Ihrem Energieversorger, ob es in Ihrer Region Fernwärme gibt und ob Ihr Haus an das Fernwärmenetz angeschlossen werden kann. Auch dann sollten Sie prüfen, wie teuer Fernwärme im Vergleich zu anderen Heizmöglichkeiten ist.
Welche Heizung lohnt sich für mich?
Ob sich Fernwärme oder ein anderes Heizungssystem für Sie lohnt, lässt sich nur individuell entscheiden. Unsere Fachartikel helfen Ihnen bei der Entscheidung:
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Fernwärme: Preise und Kosten
Ob sich Fernwärme für Sie lohnt, hängt natürlich auch von den Preisen und Kosten ab. Diese unterscheiden sich je nach Anbieter, Vertrag, Wärmebedarf und Standort.
Die Preise für Fernwärme setzen sich in der Regel zusammen aus einem Grundpreis, der die Anschluss- und Bereitstellungskosten abdeckt, und einem Arbeitspreis, der den tatsächlichen Verbrauch widerspiegelt.
- Der Grundpreis für Fernwärme kann je nach Anbieter und Vertrag stark variieren. Er enthält auch anteilige Kraftwerkskosten und die Kosten für das Wärmenetz. Der Grundpreis macht etwa ein Viertel der Gesamtkosten einer Fernwärme-Installation aus.
- Der Arbeitspreis für Fernwärme, also die verbrauchsabhängige Preiskomponente, hängt von der Effizienz der Wärmeerzeugung und -verteilung ab und kann ebenfalls schwanken.
Wieviel kostet eine Heizung?
In diesem Artikel stellt die Wüstenrot Bausparkasse die Kosten verschiedener Heizsysteme gegenüber.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet ...
Ein Nachteil der Fernwärme ist die feste Bindung an einen einzigen Lieferanten. Im Gegensatz zum Strommarkt ist es in der Regel nicht möglich, den Anbieter zu wechseln und die Wärme von einem anderen Kraftwerk zu beziehen. Deshalb entfällt auch die Möglichkeit, Preise für Fernwärme zu vergleichen.
Dies führt zu einer Abhängigkeit des Verbrauchers, da der Versorger theoretisch die Preise beliebig erhöhen kann. Bei Fernwärme gibt es also keine freie Wahl des Anbieters! Vor Vertragsabschluss sollten Sie daher genau prüfen, welche Kündigungsbedingungen gelten und ob es Ausstiegsklauseln gibt.
Ist Fernwärme klimafreundlich?
Wenn Sie mit Fernwärme heizen, produzieren Sie selbst kein CO2. Wie klimafreundlich die Wärme erzeugt wird, hängt davon ab, welche Energiequellen im Heizkraftwerk zum Einsatz kommen. Viele Kraftwerke nutzen noch klimaschädliche Brennstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl. Außerdem geht ein Teil der Wärme auf dem Weg vom Kraftwerk zum Haus verloren.
Für Fernwärme spricht, dass sowohl Strom als auch Wärme produziert wird. Das ist viel effizienter als andere Methoden, weil der Brennstoff besser genutzt wird. Gut ist auch, wenn das Kraftwerk die Abwärme nutzt, die zum Beispiel bei der Müllverbrennung entsteht. Kraftwerke, die nur Strom erzeugen und die Wärme ungenutzt lassen, haben nur eine Energieausbeute von etwa 50 Prozent.
Um zu erfahren, wie klimafreundlich Ihre Fernwärme ist, müssen Sie wissen, welche Energiequellen Ihr Versorger nutzt und wie viel CO2 dabei entsteht. Doch die meisten Versorger schweigen sich darüber aus.
Bei neuen Kraftwerken wird verstärkt auf erneuerbare Energien geachtet. Deshalb werden neue Fernwärmeanlagen oft mit Wärmepumpen gebaut, die sich die Wärme aus dem Wasser oder dem Boden holen. Auch alte Kraftwerke werden so umgebaut, dass sie die Wärme, die bei der Stromerzeugung übrig bleibt, nutzen, um Fernwärme zu gewinnen. Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil der nachhaltigen Fernwärme bis 2030 auf rund 50 Prozent zu erhöhen.
Fernwärme-Installation: Die 5 wichtigsten Vor- und Nachteile
Fernwärme hat nicht nur Vorteile, aber da, wo sie verfügbar ist, kann sie sich für viele Hausbesitzer lohnen. Das sind die wichtigsten Vor- und Nachteile einer Fernwärme-Installation für Hausbesitzer:
Vorteile einer Fernwärme-Installation
- Versorgungssicherheit: Fernwärmenetze sind in der Regel robust und bieten auch bei Ausfall einzelner Wärmeerzeuger eine zuverlässige Wärmeversorgung.
- Platzersparnis: Fernwärme spart Platz in Gebäuden, da keine individuellen Heizsysteme benötigt werden. Durch den Wegfall der Heizungsanlage entfallen aufwendige Rohrleitungen und es wird weniger Platz im Technikraum benötigt.
- Kosten: Die Kostenstruktur für Fernwärme ist transparent und einfach überschaubar, der Verbraucher hat eine gute Kontrolle über seine Heizkosten Je nach Angebot können die Preise sehr attraktiv sein.
- Energieeffizienz: Fernwärme ist eine effiziente Form der Energieversorgung, da sie zentral und in großen Mengen erzeugt werden kann.
- Umweltfreundlich: Fernwärme kann aus erneuerbaren Energiequellen wie Biomasse, Geothermie oder Abwärme gewonnen werden, was zu geringeren CO2-Emissionen führt. Fernwärme ermöglicht auch die effiziente Nutzung von Abwärme aus Industrieprozessen oder Müllverbrennungsanlagen, die sonst ungenutzt bliebe.
Nachteile einer Fernwärme-Installation
- Höhere Kosten möglich: Der Betrieb einer Fernwärmeheizung kann teurer sein als der einer Gasheizung oder anderer Heizungsarten.
- Langfristige Entscheidung: Fernwärme ist oft auf bestimmte Gebiete beschränkt und nicht überall verfügbar. Das schränkt die Flexibilität bei der Standortwahl ein.
- Abhängigkeit vom Versorger: Durch die vertragliche Bindung sind die Verbraucher von einem bestimmten Fernwärmelieferanten abhängig, der die Preise erhöhen kann. Häufig besteht ein Versorgungsmonopol.
- Fehlende Brennstoffwahl: Der Verbraucher hat keinen Einfluss darauf, welchen Brennstoff der Fernwärmeanbieter verwendet, d. h. es können auch fossile Brennstoffe zum Einsatz kommen. Wer ausschließlich nachhaltig heizen will, schaut in die Röhre.
- Verfügbarkeit: Manche wollen und können nicht: Die Verfügbarkeit von Fernwärme ist oft auf bestimmte Gebiete oder Städte beschränkt, was die Nutzungsmöglichkeiten einschränken kann.
Stand: Januar 2024
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