Das Gas kann in einem Tank im Garten direkt gelagert werden. Über Leitungen gelangt das Flüssiggas zur Heizanlage im Haus.
Flüssiggasheizung: Vor- und Nachteile im Überblick
Heizen mit Flüssiggas
Deutschland setzt zunehmend auch auf Flüssiggas. Tatsächlich lassen sich Gasheizungen auf den Betrieb als Flüssiggasheizung umstellen. Hier erfahren Sie auch, welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
- LNG oder LPG: Welches Flüssiggas eignet sich für meine Heizung?
- Heizung mit Flüssiggas: Kann man von Erdgas auf Flüssiggas wechseln oder von Flüssiggas auf Erdgas?
- So funktioniert eine Flüssiggas-Heizung
- Ist Flüssiggas eine Alternative zu Erdgas oder Erdöl?
- Lässt sich die Abhängigkeit von russischem Gas mit Flüssiggas reduzieren?
- Fazit: Vor- und Nachteile von Flüssiggas
LNG oder LPG: Welches Flüssiggas eignet sich für meine Heizung?
Prinzipiell eignet sich beides für den Betrieb Ihrer Heizung. Es gibt aber zwei unterschiedliche Arten von Flüssiggas − LNG und LPG − die zwar meist gleichbedeutend verwendet werden, sich aber stark voneinander entscheiden. Für Heizungsbesitzer ist es wichtig, die Unterschiede zu kennen.
1. Flüssigerdgas = Liquified Natural Gas (LNG)
Von LNG ist im Zusammenhang mit den Terminals in Wilhelmshaven oder Stade die Rede. Es handelt sich dabei um normales Erdgas, das verflüssigt wurde. Dies gelingt, indem es auf -160 Grad Celsius heruntergekühlt wird. Der große Vorteil dieser Kühlaktion: Das Gas schrumpft um das 600-fache seines ursprünglichen Volumens. In riesigen Tankschiffen kann es dann transportiert werden. LNG ist also vor allem eine Erdgasalternative zum besseren Transport und der besseren Verteilung.
Kann ich meine Gasheizung auf LNG-Gas umstellen?
Das müssen Sie gar nicht. Wahrscheinlich heizen Sie als Gasheizungsbesitzer zu Hause sogar schon mit "LNG-Gas", ohne es zu merken. Denn in den LNG-Terminals wird das flüssige Gas wieder erwärmt und in seinen gasförmigen Zustand rücküberführt. Bei Ihrer Heizung zu Hause kommt also nach wie vor das gewohnte Gas in der Leitung an. LNG stellt insofern eher einen nationalen Ersatz für russisches Erdgas dar, bei Ihnen zu Hause macht sich dieser Unterschied nicht bemerkbar.
Anders liegt der Fall, wenn Sie Ihre Gasheizung auf "echtes" Flüssiggas, nämlich LPG umstellen möchten.
2. Flüssiggas = Liquified Petroleum Gas (LPG)
LPG ist ein Nebenprodukt, ein sogenanntes „Begleitgas“, der Erdgas- und Erdölförderung. Früher wurde dieses Gas „abgefackelt“, also direkt an Ort und Stelle verbrannt oder in die Atmosphäre abgelassen. Es besteht vor allem aus Propan und Butan. LPG wird in Heizungen eingesetzt, ebenso in Fahrzeugen und als sogenanntes Flaschengas. Der Brennwert von LPG ist höher als von Erdgas.
Da LPG auch bei Raumtemperatur flüssig bleibt, lässt es sich ohne besondere spezielle Temperaturvorkehrungen aufbewahren. In Wohnmobilen und Wohnwagen ist LPG-Flüssiggas der Standard für Kochfelder, Grills und Heizungen.
Kann ich meine Gasheizung auf LPG-Gas umstellen?
Ja, das ist möglich, aber aufwändig. Sie beziehen das Gas dann nicht aus dem öffentlichen Gasnetz, sondern lagern es privat bei sich zu Hause. In diesem Fall heizen Sie tatsächlichen mit einer "Flüssiggas heizung". Wir erklären Ihnen gleich, wie das geht und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind.
Heizung mit Flüssiggas: Kann man von Erdgas auf Flüssiggas wechseln oder von Flüssiggas auf Erdgas?
Ja, das ist möglich. Es gibt zwar keine spezielle "Flüssiggasheizung", aber Heizungssysteme wie Brennwertgasheizungen, Gas-Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke oder Hybridheizungen (etwa mit Gas und Solarthermie) können auf Flüssiggas umgestellt werden, genauer gesagt auf den Betrieb mit LPG-Gas. Hersteller haben dafür spezielle Umstellsätze. Umgekehrt ist auch die Rückkehr von Flüssiggas auf Erdgas möglich.
Das wurde beispielsweise bei den Hochwasserereignissen im Ahrtal im Sommer 2021 durchgeführt – bei Häusern, die vom Gasnetz abgeschnitten waren. Hier kam Flüssiggas wegen des flexiblen Transports zum Einsatz. Viele Erdgasheizungen konnten als Flüssiggasheizung umgerüstet werden.
Der wichtigste Vorteile einer solchen Flüssiggasheizung ist, dass Sie sich praktisch autark vom Gasnetz machen, weil Sie das benötigte Gas nicht aus der öffentlichen Leitung beziehen, sondern direkt bei sich zu Hause in Tanks lagern.
Kosten einer Flüssiggasheizung
Die kompletten Kosten einer neuen Gasheizung mit Flüssiggastank betragen zwischen 7.500−12.000 Euro. Enthalten ist eine Brennwertheizung, ein Gastank sowie sämtliche Leitungen und die Montage. Eine Förderung gibt es seit August 2022 für keine Form der Gasheizung mehr – auch nicht für Flüssiggas heizungen. Welche Heizung für einen Altbau besonders geeignet ist, lesen Sie hier.
So funktioniert eine Flüssiggas-Heizung
Der größte Unterschied zu einer konventionellen Erdgasheizung ist die Notwendigkeit, das Flüssiggas zu lagern. Das ist in Zeiten der Gasknappheit aber gerade ein Vorteil und ein Schritt in Richtung mehr Autarkie. Die entsprechenden Flüssiggastanks können gekauft oder gemietet werden. Letzteres reduziert die Anfangsinvestition.
Tanks können im Garten auf oder diskret unter der Grasnarbe aufgestellt bzw. eingegraben werden. Im Gastank nimmt das LPG-Gas im flüssigen Zustand nur 1/260 des Volumens des gasförmigen Zustands ein. Ein entsprechend groß dimensionierter Tank kann - je nach Dämmzustand des Hauses – durchaus Gasvorräte für ein ganzes Jahr bereithalten.
Achtung: Austauschpflicht für alte Öl- und Gasheizungen!
Stand 2023 müssen Sie Ihre alte Gas- oder Ölheizung austauschen, wenn das Baujahr 1993 und älter ist. Eine weitere Gesetzesneuerung gilt ab 2024: Wenn Ihre Gas- oder Ölheizung kaputt geht, müssen Sie sie gegen eine umweltfreundlichere Heizungsart austauschen, die zum mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
Hier erfahren Sie mehr zur Austauschpflicht für alte Öl- und Gasheizungen »
So lagern Sie Flüssiggas im Garten
Optisch diskreter ist es, wenn der Gastank unter der Grasnarbe vergraben wird. Lediglich eine kleiner Dom mit Wartungs- und Einstellinstrumenten ist dann noch zu sehen. Alte Öltanks können nicht weiterverwendet werden.
Ist Flüssiggas eine Alternative zu Erdgas oder Erdöl?
Es kommt auf die Situation an. Wenn Sie eine moderne Brennwertgasheizung haben, ist Flüssiggas nur in bestimmten Situationen etwas für Sie. Zum Beispiel, wenn Sie sich Versorgungssicherheit schaffen wollen, indem Sie Flüssiggas lagern und damit für einen eventuellen Gasmangel vorsorgen wollen.
Interessanter ist der Umstieg auf Flüssiggas für Eigenheimbesitzer, die derzeit mit Heizöl heizen und die in ländlichen Wohngebieten wohnen oder ganz allgemein in Regionen, in denen der Anschluss an Fernwärme oder das Erdgasnetz nicht möglich ist. Als Alternative zu Öl ist Flüssiggas durchaus eine Überlegung wert. Der Deutsche Verband Flüssiggas betont, dass mit Flüssiggas im Vergleich zu Heizöl rund 15 Prozent weniger CO2 freigesetzt wird.
Prüfen Sie aber auch weitere Heizungsalternativen, denn auch Wärmepumpen oder Pelletheizungen eignen sich für den Betrieb im Altbau.
Studie: Flüssiggas statt Ölheizung
Durch eine Studie nachgewiesen wurde: Der Einsatz von regenerativem Flüssiggas (LPG) hat einen vergleichbaren Klimaschutzeffekt wie die vollständige Modernisierung der Gebäudehülle (also die Dämmung von Fassade, Fenstern, Dach und Keller). Hierdurch könnten bis zu 50 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Zweitens könnten rund 827.000 Gebäude mit alten Ölheizungen das von der Bundesregierung angestrebte 65-Prozent-Erneuerbare-Energien-Ziel bis 2035 kaum anders als durch einen Umstieg auf Flüssiggas-Hybridheizungen oder Flüssiggas-Heizungen mit regenerativem Flüssiggas (LPG) erreichen.
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Flüssiggas (LPG) im Wärmemarkt des ländlichen Raumes – Beitrag zu Versorgungssicherheit und Klimaschutz“ von Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, dem Geschäftsführer des Institutes für technische Gebäudeausrüstung (ITG).
Lässt sich die Abhängigkeit von russischem Gas mit Flüssiggas reduzieren?
Hier muss man differenzieren: LNG-Gas wird importiert. Mit riesigen Containerschiffen kommt es aus den USA, Kanada, Katar oder Australien. Schätzungsweise bis zu 27 Millionen Kubikmeter Gas können jährlich über LNG-Terminals importiert werden. Das ist ungefähr die Hälfte der 50 Millionen Kubikmeter, die Deutschland zuletzt aus Russland über Pipelines bezogen hat.
Auch wenn das Pipelinegas aus Russland durch Flüssiggasimporte ersetzt werden kann (zumindest teilweise), gibt es einen wichtigen Nachteil: Flüssiggas ist deutlich teurer als das russische Pipelinegas. Dies war schließlich auch der wichtigste Grund, warum Deutschland noch bis Anfang 2022 auf das billige Pipelinegas aus Russland setzte. In unserem Artikel erfahren Sie mehr zur aktuellen Gaspreisentwicklung »
LPG-Flüssiggas ist in Deutschland nicht knapp. Drei Viertel des verfügbaren Gases stammt aus heimischer Produktion. Weiteres Flüssiggas wird aus anderen EU-Ländern, den USA und Skandinavien importiert. Die schwerwiegende Abhängigkeit von Russland gibt es bei LPG-Flüssiggas also nicht.
Fazit: Vor- und Nachteile von Flüssiggasheizungen
Vorteile von Flüssiggas |
Nachteile von Flüssiggas |
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Stand: September 2023