So hoch ist der Stromverbrauch von Wärmepumpen

Wärmepumpe Außenmodul an einem Neubauhaus

So viel Strom benötigt die beliebte Heiztechnik

Foto: Viessmann

Wärmepumpen gelten als besonders sparsam. Aber sie kosten auch Strom. Die tatsächlichen Stromkosten für eine Wärmepumpe hängen von vielen Faktoren ab – unter anderem von ihrer Effizienz, der Bauart und dem Zustand des beheizten Hauses.

Dieser Artikel beantwortet die Frage: Was kostet eine Wärmepumpe an Strom? Außerdem erfahren Sie, ob eine Luftwärmepumpe oder eine Erdwärmepumpe mehr Strom verbraucht − und wie Sie Stromkosten sparen können.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. So berechnen Sie den Stromverbrauch einer Wärmepumpe
  2. Von diesen Faktoren hängt der Stromverbrauch einer Wärmepumpe ab
  3. Unterschiede beim Stromverbrauch zwischen einer Luft-, Wasser- und Erdwärmepumpe
  4. Kosten sparen mit dem Wärmepumpen-Stromtarif
  5. Stromkosten sparen mit einer PV-Anlage

So berechnen Sie den Stromverbrauch einer Wärmepumpe

Für die konkrete Berechnung oder Schätzung des Stromverbrauchs einer Wärmepumpe benötigen Sie folgende Angaben:

  • den Heizwärmebedarf des Hauses, entweder allein für die Heizung oder für die Heizung und Warmwasseraufbereitung. Diesen Wert können Sie der bisherigen Heizkostenabrechnung entnehmen (etwa wenn Sie bisher mit Gas geheizt haben). Auch der Energieausweis oder (bei einem Neubau) die Berechnungen der Bauplanung enthalten diesen Wert. Der Heizwärmebedarf wird in Kilowattstunden pro Jahr pro Quadratmeter angegeben [kWh/(ma)]. Er lässt sich im Energieausweis unter dem Punkt "Endenergiebedarf dieses Gebäudes" ablesen.
  • die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe
  • den Preis für den Wärmepumpen-Strom

Formel für die Berechnung des Stromverbrauchs einer Wärmepumpe

(Heizwärmebedarf / Jahresarbeitszahl) x Stromtarif Wärmepumpen-Strom = Gesamtstromverbrauch der Wärmepumpe in Euro

Beispielrechnung: Stromverbrauch einer Wärmepumpe berechnen

Für unsere Berechnung legen wir die durchschnittlichen Eckdaten eines KfW-Effizienzhauses 55 zugrunde: einen Endenergiebedarf von 55 kWh pro Quadratmeter pro Jahr bei einer Hausgröße von 120 Quadratmetern.  

Für eine Luftwärmepumpe bei einem

  • Heizwärmebedarf von 120 ⋅ 55 kWh  =  6.600 kWh im Jahr
  • JAZ von 2,8

berechnen wir:

6.600 kWh / 2,8 = 2.357 kWh pro Jahr

Die konkreten Stromkosten können Sie mittels einer einfachen Multiplikation des Stromverbrauchs mit dem Strompreis (hier: 0,30 Euro/kWh) ermitteln:

2.357 kWh · 0,30 Euro/kWh = 707 Euro pro Jahr

Von diesen Faktoren hängt der Stromverbrauch einer Wärmepumpe ab

Designer Außenmodul Luftwärmepumpe
Luftwärmepumpen saugen die Außenluft von außen über ein Gerät an, das vor dem Haus steht.
Stiebel-Eltron

Grundsätzlich hängt der Stromverbrauch einer Wärmepumpe von zwei Faktoren ab:

  1. dem Gerät selbst und
  2. den Bedingungen im beheizten Gebäude.

1 Stromverbrauch der Wärmepumpe selbst

Wärmepumpen beziehen bis zu 80 Prozent der Energie kostenlos aus der Umwelt und benötigen rund 20 Prozent Strom als Antriebsenergie. Im Detail haben wir hier die Funktionsweise einer Wärmepumpe erklärt.

Je nachdem, welche Wärmepumpenart verwendet wird und wie effizient der Wirkungsgrad der Wärmepumpe ist, hat das unterschiedliche Stromkosten zur Folge.

  • Luftwärmepumpen sind am unkompliziertesten in der Anschaffung, haben aber den höchsten Stromverbrauch. Sie holen die Wärme aus der Luft und übertragen sie auf das Wasser im Heizkreislauf und/oder erwärmt das Warmwasser, welches aus der Armatur kommt.
  • Erdwärmepumpen holen ihre Energie aus dem Erdreich. Das geht beispielsweise über einen Ringgrabenkollektor in der Fläche oder mittels einer Tiefenbohrung.
  • Wasserwärmepumpen beziehen ihre Energie aus unterirdischem Grundwasser. Sie arbeiten von den drei Wärmepumpentypen am effizientesten und verbrauchen am wenigsten Strom.

Außerdem unterscheiden sich die verschiedenen Wärmepumpenmodelle hinsichtlich ihres Wirkungsgrads. Dabei kommt es vor allem auf die Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe an. Sie ist ein Maß für ihre Effizienz.

Die Jahresarbeitszahl (JAZ) und der Coefficient of Performance (COP)

  • JAZ: Diese Kennzahl beschreibt den Wirkungsgrad der Wärmepumpe. Sie setzt die zugeführte Energie – das ist der Stromverbrauch – mit der gewonnene Energie ins Verhältnis, berechnet aufs ganze Jahr. Eine Jahresarbeitszahl von 4,0 bedeutet etwa: Aus 1,0 kWh Strom erzeugt die Wärmepumpe eine Heizleistung von 4,0 kWh. Das Verhältnis ist also 1:4.
  • COP: Das ist ein Maß für die (unter Laborbedingungen ermittelte) Effizienz einer Wärmepumpe. Der COP sollte Sie beim Kauf der Wärmepumpe leiten. Die JAZ lässt sich nur unter den individuellen Bedingungen einer Einbausituation nachträglich messen oder berechnen.

2 Wärmepumpe: Stromverbrauch je nach den Bedingungen im beheizten Gebäude

Je höher der Gesamtwärmebedarf des Gebäudes, desto höher sind auch die Stromkosten der Wärmepumpe. Der Wärmebedarf eines Gebäudes hängt ab von:

  • der Anzahl der Hausbewohner: Das ist vor allem dann wichtig, wenn die Wärmepumpe nicht nur die Heizung, sondern auch das Wasser erwärmen soll. Je mehr Haushaltsmitglieder, desto höher ist der Warmwasserverbrauch.
  • der Nutzungsart: Wird die Wärmepumpe als alleinige Heizung genutzt, muss sie mehr leisten als in einem sogenannten bivalenten System zusammen mit einer Photovoltaik- oder Solarthermieanlage. Umgekehrt bedeutet das: Wenn Sie Ihre Wärmepumpe mit Solarthermie kombinieren, hilft das, Kosten zu sparen: Mehr dazu in unserem Ratgeber: Lohnt sich Solarthermie für mein Haus?
  • dem Zustand des Hauses: Hierfür ist einerseits die Größe des Hauses maßgeblich und andererseits spielt es eine große Rolle, ob es sich um einen gut gedämmten Neubau, einen sanierten Altbau oder ein unsaniertes Bestandsgebäude handelt. Je nachdem wie luftdicht Gebäudehülle und Fenster sind, desto effektiver und desto sparsamer ist die Wärmepumpe.
  • dem Heizsystem: Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen arbeiten mit einer geringen Vorlauftemperatur. Dadurch verbraucht die Wärmepumpe weniger Strom.
Familie in der Küche
Der Wasserbedarf der Familie hat Einfluss auf den Stromverbrauch der Wärmepumpe.
Schwörerhaus

Wärmepumpen sind im Altbau teurer

Der Wärmebedarf des Hauses ist ein wesentlicher Faktor der Berechnung des Stromverbrauchs. Theoretisch ist es irrelevant, ob eine Wärmepumpe im Altbau oder Neubau eingebaut wird. Praktisch spielt aber der Energieeffizienzstandard des Hauses eine große Rolle. Mit sinkender Heizleistung, zum Beispiel aufgrund einer guten Gebäudedämmung, sinkt der Stromverbrauch sehr stark.

Es lohnt sich für die Nutzung einer Wärmepumpe besonders, ältere Bestandsgebäude zu sanieren. Hier erfahren Sie, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie eine Wärmepumpe im Altbau nachrüsten »

Unterschiede beim Stromverbrauch zwischen einer Luft-, Wasser- und Erdwärmepumpe

Die Wärmepumpentechnologien weisen jeweils eine unterschiedliche Effizienz auf. Daraus ergeben sich individuelle Jahresarbeitszahlen.

  • Wasser/Wasser-Wärmepumpe haben die höchste Effizienz,
  • Luft/Wasser-Wärmepumpe die niedrigste.

Das liegt vor allem daran, dass im Winter die Außenluft erheblich kälter ist als das Grundwasser oder das Erdreich: Deshalb muss die Luft-Wärmepumpe mehr Leistung erbringen, um die gleiche Wohnraumtemperatur zu erreichen. Daraus ergeben sich beim Stromverbrauch entsprechend andere Werte:

Typ

JAZ

Stromverbrauch analog zum Beispiel

Luftwärmepumpe

2,5 bis 3,0

JAZ = 2,8

2.357 kWh

707 Euro

Erdwärmepumpe

3,5 bis 4,5

JAZ = 4,0

1.650 kWh

495 Euro

Wasserwärmepumpe

4,5 bis 5,0

JAZ = 5,0

1.320 kWh

396 Euro

Grafik Ringgrabenkollektor
Wer viel Fläche rund ums Haus zur Verfügung hat, kann mit einer Sole/Wasser-Wärmepumpe und Ringgrabenkollektoren eine besonders effiziente Wärmepumpentechnik nutzen.
NIBE GmbH

Kosten sparen mit dem Wärmepumpen-Stromtarif

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wärmepumpen-Stromkosten ist natürlich der zugrunde liegende Stromtarif. Die gute Nachricht: Viele Energieversorger bieten besondere Stromtarife für Wärmepumpen an, die auch oft als Heizstrom bezeichnet werden. Es lohnt sich, nach einem solchen Tarif Ausschau zu halten, denn die Kosten sind geringer als für gewöhnlichen Haushaltsstrom.

Um den Wärmepumpen-Stromtarif nutzen zu können, müssen Sie Ihrem Energielieferanten Fernzugriff auf die Wärmepumpe ermöglichen. Ein eigener Zähler, der den Strom für die Wärmepumpe getrennt vom Haushaltsstrom misst, ist ebenfalls notwendig. Zu einer umweltfreundlichen, emissionsarmen Heiztechnik wie der Wärmepumpe passt am besten ein Ökostromtarif.

Wärmepumpen-Stromtarife sind rund 20 Prozent günstiger als normaler Haushaltsstrom

Gemäß der Bundesnetzagentur betrug der durchschnittliche Preis für Haushaltsstrom im Jahr 2021: 30,44 Cent pro kWh. Wärmepumpenstrom gab es im gleichen Zeitraum für lediglich 23,8 Cent pro kWh. Der Grund: Teile des Netzentgeldes und die sogenannte Konzessionsabgabe für die Durchleitung des Stroms durch die Gemeinde entfallen. Ab Juli 2022 entfällt überdies die EEG-Umlage.

Zusammensetzung Haushaltsstrompreis
So setzt sich der Haushaltsstrompreis zusammen. Stromtarife für die Wärmepumpe verzichten meist auf einen Teil des Netzentgeltes und die Konzessionsabgabe.
Bundesnetzagentur / Bundeskartellamt

Stromkosten sparen mit einer PV-Anlage

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Ob sich eine Photovoltaikanlage für Ihr Haus lohnt, lässt sich berechnen.

Wer die Wärmepumpe mit Solarstrom vom eigenen Dach betreibt, heizt konsequent ökologisch und macht sich unabhängig vom öffentlichen Stromversorger. Im Idealfall fallen so keinerlei Betriebskosten für die Heizung an: Die Heizenergie für die Wärmepumpe stammt aus der Luft, dem Wasser oder Boden und der für den Betrieb der Wärmepumpe nötige Strom von der Sonne.

Wir erklären, wie das funktioniert und worauf Sie achten sollten: Wärmepumpe mit Solarstrom betreiben »

Ob sich eine Photovoltaikanlage für Ihr Haus lohnt und mit welchen Kosten Sie dafür rechnen müssen, erfahren Sie in unseren Artikel: Lohnt sich eine Photovoltaikanlage für mein Haus? »

Wärmepumpe: Stromverbrauch − die wichtigsten Fakten auf einem Blick

  • Erd- und Wasserwärmepumpen haben einen geringeren Stromverbrauch als Luftwärmepumpen.
  • Wärmepumpen im Altbau verbrauchen mehr Strom als im gut gedämmten Neubau.
  • Wärmepumpen, die mit einer Fußbodenheizung kombiniert werden, arbeiten mit einer geringen Vorlauftemperatur und verbrauchen dadurch weniger Strom.
  • Formel zur Berechnung des Stromverbrauchs einer Wärmepumpe: (Heizwärmebedarf / Jahresarbeitszahl) x Stromtarif Wärmepumpen-Strom = Gesamtstromverbrauch der Wärmepumpe in Euro.