Wand feucht, aber kein Schimmel − was sind die Ursachen?

Eine Wand mit deutlichen Feuchtigkeitsschäden und abblätternder Farbe.

Ursachen und Gegenmaßnahmen

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Wenn die Farbe abblättert, sich die Tapete wellt oder sogar Fliesen von der Wand lösen, und sich ein muffiger Geruch ausbreitet, ist die Wand meist nicht mehr trocken.

Die Wand ist feucht, aber kein Schimmel ist sichtbar? Das kann viele Ursachen haben. Grundsätzlich kann Feuchtigkeit aus allen Richtungen in das Mauerwerk eindringen − von oben, von unten, von außen oder von innen. Wenn die feuchte Wand schimmelfrei ist, ist das natürlich gut. Das sollten Sie aber nicht so auf sich beruhen lassen. Je schneller Sie reagieren, desto weniger Ärger haben Sie später mit der feuchten Wand.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Wand feucht? Das sind typische Anzeichen
  2. So messen Sie die Feuchtigkeit in der Wand
  3. Das sind die 3 wichtigsten Ursachen für feuchte Wände
  4. Feuchte Wand: So lassen sich die Schäden beseitigen
  5. Wie kann man feuchten Wänden vorbeugen?

Wand feucht? Das sind typische Anzeichen

Eine beige gestrichene Wand mit einem feuchten Fleck oben in der Nähe der Decke.
Feuchte Wand, aber kein Schimmel: Wenn Sie solche Phänomene – hier vermutlich ein defektes Dach – auf die leichte Schulter nehmen, können sich massive Schäden entwickeln.
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Ein muffiger Geruch und ein unangenehmes Kältegefühl sind erste Anzeichen für eine feuchte Wand. Auch Stockflecken, die sich oft an Fensterrahmen, Rollladenkästen oder neben der Balkontür bilden, sowie Salzränder, sind untrügliche Anzeichen für eine feuchte Wand.

Wenn der Putz bröckelt oder sich gar die Tapete von der Wand löst, hat die Feuchtigkeit hinter der Tapete bereits den Tapetenkleister angelöst. Ist eine Wand feucht aber kein Schimmel sichtbar, sollten Sie den Ursachen schnellstens auf den Grund gehen.

Den Fachmann ranlassen

Wer in seinem Haus feuchte Wände hat, ohne dass diese schimmeln, und die Ursache nicht finden kann oder sich unsicher ist, sollte einen Fachmann für einen Baumängel-Check zu Rate ziehen. Denn oft ist die Ursache der Feuchtigkeit für den Laien nicht zugänglich oder nicht erkennbar. Die Ursache für Feuchtigkeit in Wänden liegt auch oft nicht im Inneren des Hauses. Häufig muss die feuchte Bausubstanz auch von außen getrocknet und isoliert werden. Eine genaue Schadensanalyse durch einen Fachmann gibt Aufschluss über die genaue Ursache.

So messen Sie die Feuchtigkeit in der Wand

Der Fachhandel bietet Geräte an, die die Feuchtigkeit der Wände messen können. Diese Geräte haben eine Messskala mit sogenannten Digits, die einen unterschiedlichen Wert anzeigen, je nachdem, welcher Untergrund verwendet wurde.

Die meisten Geräte geben dem Nutzer eine Tabelle wie folgende mit: Damit können Sie selbst bestimmen, ob die Wand trocken, feucht oder sogar nass ist. Wenn Sie Werte jenseits 80 Digits erhalten, können Sie davon ausgehen, dass die Untergründe gefährlich feucht sind.

Tabelle: Feuchtigkeitswerte für unterschiedliche Wanduntergründe

Material

trocken (Digits)

feucht (Digits)

nass (Digits)

Ziegel

0−50

51−100

> 100

Beton

0−40

41−80

> 80

Lehm

0−60

61−120

> 120

Kalksandstein

0−50

51−100

> 100

Porenbeton

0−70

71−140

> 140

Holz (Weichholz)

0−100

101−200

> 200

Holz (Hartholz)

0−80

81−160

> 160

Gipskarton

0−20

21−40

> 40

Putz

0−40

41−80

> 80

 

Das sind die 3 wichtigsten Ursachen für feuchte Wände

1 Defekte Rohre
Wenn Sie feststellen, dass Ihre Wände feucht sind, ohne dass Schimmel sichtbar ist, kann das an einem undichten Dach oder Abflusssystem liegen. Sind Dachrinnen oder Fallrohre defekt, kann Regenwasser an die Hauswand gelangen und diese durchfeuchten. Auch ein Wasserschaden oder ein defektes Rohr, das unter dem Putz korrodiert ist, oder defekte Abwasserrohre können die Ursache sein. Selbst kleinste Undichtigkeiten können im Laufe der Zeit zu erheblichen Feuchteschäden führen.

2 Baumängel an der Fassade
Ist die Fassade undicht und die Außenwand rissig, dringt Regen- oder Spritzwasser von außen in die Wände ein. Die Wände saugen das Wasser wie ein Schwamm auf und bleiben feucht. Auch von der Seite kann Hang- oder Sickerwasser eindringen, wenn eine Vertikalsperre fehlt oder defekt ist.

Bei Altbauten ohne oder mit defekter Horizontalsperre, also der Abdichtung zum Keller, kann Feuchtigkeit über das Kapillarsystem aus dem Boden aufsteigen und in die Wände kriechen. An der Wandoberfläche bilden sich dann meist Salz- oder Feuchteausblühungen.

3 Falsches Lüften
Auch wenn warme Luft im Raum kondensiert, kann sich Feuchtigkeit bilden. Wenn nicht ausreichend gelüftet wird, kann die feuchte Luft aus Bad und Küche nicht entweichen. Die Feuchtigkeit schlägt sich an den kühlen Wänden nieder, sogenannten Wärmebrücken.

Feuchte Wand: So lassen sich die Schäden beseitigen

Ein gebrochener Abflussrohr eines Dachrinnensystems, aus dem Wasser tropft.
Ein Klassiker als Ursache für feuchte Wände: Defekte Regenwasser-Fallrohre oder Regenrinnen.
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Wenn Sie eine feuchte Wand entdecken, es aber noch keinen Schimmel gibt, müssen Sie handeln. Es gibt prinzipiell viele mögliche Ursachen – gehen Sie also auf Spurensuche, woher das Wasser oder die Feuchtigkeit kommen kann. Je nach Ursache gibt es verschiedene Strategien, um die Feuchtigkeit zu bekämpfen:

  • Zur Trocknung der Wand eignet sich ein Adaptionstrockner. Er ist leistungsfähiger als ein Kondensationstrockner und kann bei fast allen Feuchtigkeitsschäden eingesetzt werden. Er kann die Luft bis zu einer Feuchtigkeit von fünf Prozent trocknen.
  • Lassen Sie lose oder beschädigte Dachziegel von einem Dachdecker austauschen. Eventuell muss das Dach neu gedeckt werden. Löcher in der Dachentwässerung können mit Silikon oder Kitt abgedichtet werden.
  • Dämmen Sie die Fassade. Alternativ können auch Calciumsilikatplatten als Innendämmung verwendet werden. Diese wirken isolierend und nehmen zusätzlich Feuchtigkeit aus der Raumluft auf.
  • Stockflecken an Fenstern oder Balkontür deuten auf Wärmebrücken hin. Eventuell muss der Außenputz erneuert werden. Bei kleineren Schäden reicht ein neuer Anstrich.
  • Bei einer Abdichtung sollte ein spezieller Sanierputz aufgebracht werden, um neue Schäden zu vermeiden. Dieser Putz fördert die Verdunstung des Wassers. Kostengünstiger ist ein Kalkputz, der das Kondenswasser an der Oberfläche hält.
  • Neue Fenster mit Dreifachverglasung bieten hohe Dämmwerte. Beim Einbau darauf achten, dass der Fensterrahmen und die direkt im Mauerwerk liegenden Bauteile gut isoliert sind.
  • Bei Innenwänden können Sie Salzflecken und abblätternde Farbe mit einer harten Bürste oder einem Spachtel entfernen. Reinigen Sie die Wand mit einer Mischung aus Chlor und Wasser im Verhältnis 3:1. Dabei unbedingt Atemschutz und Handschuhe tragen. Die Schadstellen gut trocknen lassen und anschließend verspachteln. Unebenheiten mit feinem Schmirgelpapier glätten.
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Feuchte Wände können auch ein Hinweis auf eine falsch eingebaute Horizontal- oder Vertikalsperre sein. Die Wand muss erst vollständig trocken sein, bevor eine neue Trockenbauwand eingezogen und eine neue Horizontalsperre von einem Fachmann eingebaut werden kann. Bei Neubauten sind Sperren aus Folien oder Bitumenbahnen vorgeschrieben.

Das Verfahren des Maueraustausches hat sich bewährt. Je nach Statik und Tragfähigkeit werden die Steine abschnittsweise ausgetauscht. Die entstandene Lücke wird mit einer Zementglätte, einer Dichtungsbahn und einer abschließenden weiteren Zementglätte geschlossen. Gute Ergebnisse liefert auch das Mauersägeverfahren. Hierbei wird das Mauerwerk entlang einer Fuge aufgeschnitten und jeweils für einen Meter glasfaserverstärkte Kunststoffplatten oder Edelstahlplatten eingelegt.

Ein Arbeiter, der außen an einem Gebäude arbeitet, indem er Kabel an ein Gerät an der Hauswand anschließt.
Feuchte Wand sanieren mittels Horizontalsperre: Damit werden Chemikalien in das Mauerwerk eingebracht.
Isotec

Was ist eine Vertikal- oder Horizontalsperre?

Eine Horizontalsperre wird in der Regel in den unteren Wandbereichen eines Hauses eingebaut, typischerweise in Fundamenthöhe oder knapp darüber. Ihre Hauptfunktion besteht darin, das kapillare Aufsteigen von Feuchtigkeit aus dem Boden in die Wände zu verhindern. Dies ist besonders wichtig bei älteren Gebäuden, bei denen die Grundmauern oft in direktem Kontakt mit dem feuchten Erdreich stehen.

Die Vertikalsperre wird entlang der senkrechten Flächen der Außenwände eines Gebäudes eingebaut, um das Eindringen von seitlich eindringender Feuchtigkeit zu verhindern. Dies ist besonders wichtig bei Kellerwänden und anderen erdberührten Bauteilen.

Wie kann man feuchten Wänden vorbeugen?

  • Damit die Wände gar nicht erst feucht werden, sollten Sie Rohre, Anschlüsse und Wasserleitungen regelmäßig überprüfen. Lassen Sie undichte Stellen abdichten.
  • Sorgen Sie für eine gleichmäßige Temperatur.
  • Achten Sie auf Verfärbungen und Flecken an den Wänden oder auf muffigen Geruch.
  • Lüften Sie ausreichend und regelmäßig. Zur Verbesserung der Luftzirkulation können Lüftungsanlagen, Dunstabzugshauben oder Ventilatoren installiert werden. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Ist die Luftfeuchtigkeit häufig zu hoch, kann ein Luftentfeuchter Abhilfe schaffen.

Fazit: Wer schnell handelt, kann Schimmel verhindern

  • Muffiger Geruch, bröckelnder Putz und ein unangenehmes Kältegefühl deuten auf feuchte Wände hin.
  • Besorgen Sie sich ein Feuchtigkeitsmessgerät und überprüfen Sie, ob die Wand feucht oder trocken ist.
  • Ursachen für feuchte Wände können Baumängel, Wasserschäden oder auch dauerhaft falsches Lüften sein.