Aufstockung auf einer Garage: So gelingt der Umbau
Wohnraum schaffen mit "Flying Spaces"
Die Aufstockung einer Garage ist eine gute Möglichkeit, um neuen Wohnraum zu schaffen. Man benötigt dafür kein neues Grundstück und wenn die Lage passt, gewinnt man eine schöne Wohnung mit Ausblick. Doch wie lässt sich eine solche Idee am praktikabelsten umsetzen?
Wir zeigen ein Beispiel, wie die Aufstockung einer Garage gelingen kann: In Reutlingen wurden sogenannte "Flying Spaces" auf eine Reihe von Garagen aufgesetzt und so insgesamt 160 m² bezahlbarer Wohnraum geschaffen.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Tiny Houses auf Garagendächern
Im schwäbischen Reutlingen wurde der Platz auf einer Reihe von Garagen kreativ genutzt. Hier hat SchwörerHaus im Auftrag der GWG Wohnungsbaugesellschaft vier „FlyingSpace“-Wohnmodule aufgesetzt: Vier vollwertige Single-Wohnungen mit je rund 40 Quadratmeter Wohnfläche plus Balkon. Die Zwischenachsen sind überdacht, sodass die Wohnboxen trockenen Fußes erreicht werden können. Die Tiny Houses wurden am Stück geliefert und mit einem Kran auf die acht Garagen aufgesetzt.
„In der heutigen Zeit sind Flächen sehr knapp bemessen, umso mehr geht es darum, innovative Lösungen zu finden. Wenn auf dem Boden der Platz fehlt, wird eben nach oben gestapelt“, beschreibt Ralf Güthert, zum Zeitpunkt des Baus Geschäftsführer der GWG Reutlingen, das Konzept.
Mini ist groß!
Ein Haus mit 50 Quadratmeter Wohnfläche, das komplett auf einem Lkw transportiert werden kann und an einem Tag aufgebaut ist: Dieses Mini-Haus mit Dachterrasse bietet genug Wohnraum für Zwei. Hier stellen wir es vor »
Tiny Houses
kennt mittlerweile wohl jeder, in der Breite durchgesetzt haben sie sich aber noch nicht. In der romantisierenden Vorstellung vieler Menschen stehen Tiny Houses häufig direkt an einem Bergsee oder inmitten blühender Wiesen, doch tatsächlich eignen sich die multifunktionalen Module für vielerlei Zwecke:
- als Anbau zur Wohnraumerweiterung, beispielsweise als zusätzliches Homeoffice oder drittes Kinderzimmer,
- zur Grundstücksteilung für Kinder und Eltern oder
- als Aufstockung auf Mehrfamilienhäusern oder Garagen.
So lebt es sich in den "Flying Spaces"
„Aufgrund meiner veränderten Lebenssituation wollte ich mich verkleinern. Die GWG hat mir eine der Wohnboxen angeboten, doch zunächst war ich skeptisch, ob ich mit 40 Quadratmetern auskomme“, erzählt Fatima Labdar, die Bewohnerin eines der neuen FlyingSpaces in Reutlingen. „Mittlerweile weiß ich, es ist ein echter Luxus, hier zu leben. Ich habe ein eigenes kleines Haus ganz für mich. Hier bleibe ich.“, schwärmt sie.
Tatsächlich sind die FlyingSpaces kleine Wohnraumwunder. Im Minihaus von Frau Labdar sind ein offener Wohn-, Essbereich, eine Küche, ein Duschbad und ein Schlafzimmer untergebracht. Der clevere Grundriss sieht Nischen für Einbauschränke in Flur und Schlafzimmer vor, die schon vor Auslieferung passgenau integriert wurden.
Hier stellen wir die Aufstockung auf einem Mehrfamilienhaus mit Hilfe vorgefertigter Holzbaumodule vor. Zuvor war die Abstimmung mit den dort lebenden Menschen notwendig, um das Projekt zu verwirklichen. Mehr erfahren Sie in diesem Beitrag »
Module, Grundrisse und Einrichtung
Die Wohnboxen gibt es in verschiedenen Größen, die Grundrisse können individuell angepasst werden. Die Module sind außerdem flexibel erweiterbar. Die Maximalgröße eines Moduls liegt bei 14,5 m x 4,35 m, also etwa 50 m², aber die Gestaltungsmöglichkeiten sind groß. Die komfortablen Wohnboxen wurden in hochwärmegedämmter Holzbauweise vorgefertigt.
„Das Schöne ist, dass man die Module kombinieren kann und schon hat man 150 m² Wohnfläche. FlyingSpace kann alles sein, vom Loft bis zur 3-Zimmer-Wohnung.“
Wer will, kann sich die FlyingSpaces sogar komplett eingerichtet liefern lassen, so dass der Einzug mit den eigenen Möbeln noch am gleichen Abend möglich ist. Dabei setzen die Planer auf eine ausgeklügelte Grundrissplanung, die trotz minimaler Fläche ein Maximum an Wohnkomfort bietet. Beim Innenausbau wird viel Wert auf wohngesunde Materialien gelegt.
Die Wohnmodule werden als Schwertransport über Nacht geliefert und sind in wenigen Stunden fix und fertig montiert – bereit zum Einziehen.
Schneller Einzug möglich
Per Tieflader gelangen die schlüsselfertigen Minihäuser an einem Stück an ihren Standort und werden dort mit einem Kran aufgestellt. Das Montageteam installiert ein einzelnes Modul in einigen Stunden, mehrere Module bis hin zu ganzen Wohnanlagen innerhalb weniger Tage. Große Eingriffe in die Umgebung sind dafür nicht notwendig. Außer Punktfundamenten, Schächten und den Hausanschlüssen muss nichts vorbereitet werden.
Aufstockung auf einer Garage: Was rechtlich zu beachten ist
Eine Aufstockung kann eine großartige Möglichkeit sein, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Es versteht sich von selbst, dass die gängigen Bau- und Genehmigungsvorschriften eingehalten werden müssen. Dazu gehören:
1 Bebauungsplan prüfen
Ist eine Aufstockung auf der Garage überhaupt zulässig? Gelten Höhen- oder Flächenbeschränkungen? Auch das Nachbarrecht spielt eine Rolle. Es müssen Abstandsflächen eingehalten werden, um den Lichteinfall oder die Privatsphäre der Nachbarn zu wahren. Erkundigen Sie sich beim Bauamt, welche Vorschriften gelten.
Tipp: Durch einen baurechtlichen Trick kann man dieses Problem möglicherweise umgehen. Bei einer Vereinigungsbaulast werden zwei oder mehrere Grundstücke zusammengelegt und wie ein Grundstück behandelt. Dadurch entfallen interne Grundstücksgrenzen, sodass man innerhalb des vereinigten Grundstücks näher bauen kann. Trotzdem bleibt jedes Grundstück rechtlich eigenständig. In unserem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige zur Vereinigungsbaulast »
2 Statik und Tragfähigkeit prüfen
Die bestehende Garage muss ausreichend tragfähig sein, um die zusätzliche Last der Aufstockung zu tragen. Beauftragen Sie einen Statiker, um die Tragfähigkeit der Garage zu prüfen. Es könnten Verstärkungen an der Garage erforderlich sein, wie zusätzliche Fundamente oder eine Verstärkung der Wände.
3 Baugenehmigung einholen
Bei einer Garagenaufstockung handelt es sich um eine bauliche Veränderung, für die eine Baugenehmigung erforderlich ist.
4 Leichte Baukonstruktion wählen
Es gibt verschiedene Konstruktionsmethoden für die Aufstockung, je nachdem, welche Art von Wohnraum Sie schaffen möchten. Häufig wird eine Leichtbauweise gewählt, beispielsweise mit Holz- oder Stahlkonstruktionen, die schnell und kostengünstig sind. Auch Tiny Houses oder Modulbauweise sind geeignet, wie das Beispiel aus Reutlingen zeigt.
5 Energieeffizienzvorschriften beachten
Da es sich um eine neue Wohneinheit handelt, muss die Aufstockung dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) entsprechen. Sie muss gut gedämmt sein, auch eine moderne Heiztechnik oder Solarenergie zur Verbesserung der Energiebilanz können vorgeschrieben sein.
Planung/Bausystem/Fotos: SchwörerHaus
Bauherr: GWG Wohnungsbaugesellschaft Reutlingen