Dynamische Stromtarife: So wird Strom ab 2025 günstiger
Mit flexiblen Stromtarifen Geld sparen
Ob morgens oder abends, montags oder sonntags, für Verbraucher hatte die Kilowattstunde bislang normalerweise immer den gleichen Preis. Doch das ändert sich ab 2025. Laut Bundestagsbeschluss müssen Stromanbieter ab 2025 dynamische Stromtarife anbieten. Der Strompreis kann sich dann innerhalb eines Tages ändern. Wird viel Strom ins Netz eingespeist, wird er billiger.
Wer das geschickt nutzt, kann richtig viel Geld sparen. Wir zeigen, wie Sie vorgehen sollten, um mit flexiblen Stromtarifen möglichst viel Geld zu sparen.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
- Was sind dynamische Stromtarife?
- So sparen Sie mit einem dynamischen Stromtarif
- Welche dynamischen Stromtarife gibt es und wie funktioniert der Wechsel?
- Smart Meter: Das brauchen Sie, um von einem flexiblen Stromtarif zu profitieren
- Gibt es auch Nachteile bei dynamischen Stromtarifen?
- Fazit: Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich für Haushalte mit planbarem Stromverbrauch
Was sind dynamische Stromtarife?
Mit dynamischen Stromtarifen können Haushalte Geld sparen, weil sie den Strom in Zeiten guter Verfügbarkeit günstiger bekommen.
Dynamische Stromtarife setzen sich aus einem festen monatlichen Grundpreis und einem variablen Arbeitspreis zusammen. Dieser Arbeitspreis schwankt je nach Angebot und Nachfrage – monatlich, wöchentlich, täglich oder sogar stündlich! Starre Lieferverträge gehören bei dynamischen Stromtarifen also der Vergangenheit an. Stattdessen können Verbraucher an sinkenden Preisen an der Strombörse direkt beteiligt werden – allerdings auch an steigenden.
Warum gibt es ab 2025 die Pflicht für dynamische Stromtarife?
Ab 2025 sollen variable und dynamische Stromtarife das Verhalten der Stromverbraucher steuern. Ziel ist es, dass die Verbraucher immer dann besonders viel Strom nachfragen, wenn viel Energie aus Sonne oder Wind ins Netz eingespeist wird. Das entlastet das Netz, dessen Strommenge aufgrund der nicht ständig verfügbaren erneuerbaren Energien stark schwankt.
So sparen Sie mit einem dynamischen Stromtarif
Wenn Sie einen dynamischen Stromtarif nutzen, hängt der Strompreis davon ab, was der Einkauf auf der Strompreisbörse gerade kostet. Verwendet wird dafür meist der sogenannte „Day-Ahead Börsenpreis“ des EPEX-Spotmarkts. Der Preis kann sich täglich für bestimmte Zeitfenster verändern – Sie kennen die Preise immer einen Tag im Voraus. Die Preise können Sie einfach über eine App abrufen.
Wer den meisten Strom dann verbraucht, wenn er am wenigsten kostet, kann die Stromkosten stark senken. Wer seine Wäsche also beispielsweise mittags statt abends wäscht oder den Trockner einschaltet, kann je nach Tarif mehrere Cent oder sogar Euros sparen.
Wieviel Ersparnis ist drin?
Nach Daten des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE schwankte der monatliche Durchschnittspreis an der Strombörse in den letzten zwei Jahren zwischen 6,13 bis 12,83 ct/kWh, Tendenz sinkend. Das ist sehr günstig, wenn man sie mit dem durchschnittlichen Strombeschaffungspreis der Stromlieferanten für 2024 vergleicht: Dieser lag (inklusive Vertrieb) bei 17,57 ct/kWh.
In einer Studie der Verbraucherzentrale wurde verglichen, welche Tarifmodelle für Haushalte am günstigsten sind: Klassische Festpreistarife, variable Tarife mit Preiszonen je nach Tageszeit oder dynamische Tarife, die ihre Preise stündlich anpassen. Das Ergebnis: Dynamische Tarife waren meist die günstigste Option. So sparte ein Freiburger Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 1.537 kWh ohne Lastverschiebung rund 190 Euro an Stromkosten gegenüber dem Festpreis-Grundversorgertarif.
Je höher der Energieverbrauch, desto mehr Geld lässt sich sparen − beispielsweise wenn ein Elektroauto vorhanden ist. So errechnete der Ökostromanbieter Rabot Energy für einen Haushalt im Grimma, mit Elektroauto und einem jährlichen Stromverbrauch von 6.180 kWh, eine Ersparnis von rund 800 Euro durch den dynamischen Stromtarif gegenüber dem Festpreis-Grundversorgertarif.
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Welche dynamischen Stromtarife gibt es und wie funktioniert der Wechsel?
In Deutschland gab es schon vor 2025 mehrere Anbieter von dynamischen Stromtarifen für Haushalte. Dazu gehören zum Beispiel Awattar, Tibber, Lichtblick, Octopus Energy, Gassag oder Rabot Charge. Seit 2025 ist jeder Stromanbieter dazu verpflichtet, flexible Stromtarife anzubieten.
Der Wechsel von einem festen zu einem dynamischen Tarif funktioniert wie ein normaler Anbieterwechsel. Der neue Energielieferant kündigt den alten Vertrag für Sie oder Sie erledigen dies selbst.
Beispiel: Bei Tibber spart man mit dem flexiblen Angebot nur den aktuellen Börsenstrompreis zuzüglich Steuern und Abgaben. Außerdem erfolgt die Abrechnung genau nach Verbrauch. In einer App werden die Preise des nächsten Tages angezeigt und man kann planen, wann stromintensive Maschinen laufen sollen. Mit der Einstellung „Smart Charging“ in der App kann man beispielsweise das Auto automatisch dann laden, wenn der Strom gerade günstig ist – Wallbox und App kommunizieren dann miteinander und laden das E-Auto im optimalen Zeitfenster. Das lohnt sich, denn das Auto zieht je nach Batteriegröße bis zu 100 Kilowattstunden Strom.
Der Anbieter Octopus Energy teilt den Tag in Preiszonen ein und bietet für bestimmte Zeitfenster einen Festpreis an. Dieser Tarif eignet sich besonders für Wärmepumpen und Elektroautos. Tibber, Octopus Energy und Rabot Charge haben angekündigt, den Einbau von Smart Metern gemeinsam voranzutreiben.
Smart Meter: Das brauchen Sie, um von einem flexiblen Stromtarif zu profitieren
Um von einem dynamischen Stromtarif profitieren zu können, benötigen Sie einen Smart Meter. Der digitale Stromzähler ist über eine Kommunikationseinheit, den sogenannten „Smart Meter Gateway“, in ein Kommunikationssystem eingebunden, das er Ihren Stromverbrauch nahezu in Echtzeit abbildet. Der Verbrauch wird über das Internet an den Energieversorger und den Netzbetreiber übermittelt. Gleichzeitig wird Ihnen zum Beispiel über eine App der Strompreis an der Börse angezeigt. So können Sie Ihren Stromverbrauch direkt daran anpassen.
Den intelligenten Stromzähler können Sie sich von einem Messstellenbetreiber einbauen lassen. Ab 2025 haben Sie gesetzlichen Anspruch auf einen intelligenten Stromzähler. Der Messstellenbetreiber ist dann verpflichtet, Ihnen das Gerät innerhalb von vier Monaten einzubauen. Der Preis dafür ist ab 2025 auf 20 Euro gedeckelt. Die Jahresgebühr ist allerdings etwas höher als bei Ihrem alten Ferraris-Zähler.
Teilweise erhalten Sie den Stromzähler beim Wechsel in einen dynamischen Tarif gleich mit dazu und dieser wird im Angebot gesondert ausgewiesen.
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Was tun, wenn ich noch keinen Smart Meter besitze?
Einige Anbieter von dynamischen Stromtarifen bieten diese auch für Kunden ohne Smart Meter an. Dafür müssen die Kunden ihren Energieverbrauch jeden Monat übermitteln. Allerdings ist die Berechnung weniger präzise und die Kosteneinsparung geringer. Hier wird der Verbrauch meist zu durchschnittlichen Monatspreisen abgerechnet, wie etwas beim Tarif „monatliche dynamische Abrechnung“ von Tibber. Stundengenaue Abrechnung ist nur mit Smart Metern möglich.
Gibt es auch Nachteile bei dynamischen Stromtarifen?
Dynamische Verträge können für die Kunden auch nachteilig sein, denn prinzipiell tragen die Kunden auch das finanzielle Risiko, wenn die Strompreise an der Börse stark schwanken. So waren während der Energiekrise 2022 die Strompreise besonders hoch. Für Haushaltsgeräte und Computer, die auch und gerade tagsüber laufen, werden dann zwangsläufig die hohen Börsenstrompreise fällig. Die meisten Anbieter ermöglichen ihren Kunden auch keine Deckelung der teuren Arbeitspreise.
Allerdings kann man kündigen, wenn die Börsenpreise dauerhaft über den klassischen Festpreistarifen liegen. Nur wenn Sie die Möglichkeit haben, große Strommengen vor allem dann zu beziehen, wenn der Strom gerade günstig ist, lohnt sich der Wechsel.
Vorteile |
Nachteile |
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Preisflexibilität: Dynamische Tarife basieren auf den tatsächlichen Strompreisen, die stündlich schwanken. Wenn Sie Ihren Stromverbrauch flexibel anpassen, profitieren Sie von niedrigeren Preisen während der Nebenzeiten. |
Komplexität: Dynamische Tarife erfordern ein gewisses Verständnis der Strompreisentwicklung und die Bereitschaft, den Verbrauch zu überwachen. |
Kosteneinsparungen: In Zeiten geringer Nachfrage (z. B. nachts) zahlen Sie weniger für Ihren Strom. Dies kann günstig sein, insbesondere wenn Sie Ihren Verbrauch strategisch planen. |
Unvorhersehbarkeit: Die Preise können stark schwanken, was zu unerwarteten Kosten führen kann, wenn Sie nicht aufmerksam sind. |
Umweltbewusstsein: Durch die Nutzung von Strom in Zeiten mit geringer Nachfrage tragen Sie zur besseren Auslastung des Stromnetzes bei und fördern die Energiewende. |
Nicht für jeden geeignet: Wenn Sie Ihren Stromverbrauch nicht flexibel anpassen können, ist ein dynamischer Tarif möglicherweise nicht die beste Wahl. |
Vorsicht, Kostenfalle!
Achtung: Vergleichen Sie dynamische Tarife und achten Sie auf Zuschläge. Einige Anbieter von dynamischen Stromtarifen verlangen eine „Erfolgsbeteiligung“, z.B. zwei Prozent Aufschlag pro Kilowattstunde oder 20 Prozent der Ersparnis gegenüber dem Tarif des Grundversorgers.
Fazit: Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich nur für Haushalte mit planbarem Stromverbrauch
Bei dynamischen Stromtarifen richten sich die Energiebeschaffungskosten nach dem Strompreis an der Börse. Wer den meisten Strom dann verbraucht, wenn er am wenigsten kostet, kann die Stromkosten senken. Das lohnt sich vor allem für Haushalte, die viel Strom verbrauchen oder die bereit sind, die Entwicklung des Strompreises an der Börse mitzuverfolgen.
Wichtig: Um die dynamischen Stromtarife zu nutzen, benötigen Sie im Regelfall einen Smart Meter, also einen digitalen Stromzähler, der den Stromverbrauch in Echtzeit erfasst.
Stand: Januar 2025
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