Flusswärmepumpe Mannheim: So werden Wärmenetze „grün“
Klimaneutrale Fernwärme
Nah- und Fernwärmenetze gelten als wichtiger Baustein der Wärmewende. Doch sie müssen dafür zukünftig aus erneuerbaren Energiequellen gespeist werden statt wie bisher überwiegend aus fossilen. Die Stadt Mannheim will das bis 2030 hinbekommen. Ein Meilenstein auf dem Weg dahin ist eine große Flusswärmepumpe.
Das erfahren Sie in diesem Artikel:
Fernwärme deckt Wärmebedarf in Mannheim
Über zwei Drittel des Wärmebedarfs der Stadt Mannheim wird durch Fernwärme abgedeckt, auch Nachbarstädte wie Heidelberg oder Speyer liegen im Versorgungsbereich der vom Energieversorger MVV betriebenen Wärmenetze. Mit einer Netzlänge von rund 600 Kilometern werden allein in Mannheim etwa 12.000 Gebäude versorgt. Mannheim steht damit bundesweit nicht allein, denn in dicht bebauten Gebieten lohnen sich Wärmenetze besonders, da hier die Wärmeabnahme im Verhältnis zur Leitungslänge höher ist.
Doch wie fast überall in deutschen Wärmenetzen stammte ursprünglich auch in Mannheim die Energie zum großen Teil aus fossilen Quellen. Das soll bis 2030 anders werden, wie Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender von MVV Energie, erklärt: „Bis 2030 werden wir unsere Fernwärme in Mannheim und der Region vollständig aus klimafreundlichen Energiequellen erzeugen. Gleichzeitig erweitern wir unser Fernwärmenetz kontinuierlich und verdichten vorhandene Fernwärmegebiete, schließen also zusätzliche Haushalte an das bereits vorhandene Netz an.“
Für wen eignet sich Fernwärme?
Mit dem Heizungsgesetz rückt Fernwärme zunehmend in den Fokus deutscher Heizungsbesitzer. Sie soll in Zukunft Lücken im Heizungsmix schließen. Doch was ist Fernwärme eigentlich, für wen eignet sich die Installation und mit welchen Vorteilen, Nachteilen und Kosten müssen Hausbesitzer rechnen?
Hier gibt's die Antworten: Für wen eignet sich die Fernwärme-Installation? »
Wärme aus dem Fluss: die Flusswärmepumpe in Mannheim
Die im Oktober 2023 in Betrieb genommene Flusswärmepumpe ist aktuell eine der größten dieser Art in Europa. Sie kann auf einen Schlag rund 3.500 Haushalte mit klimafreundlicher Wärme versorgen und spart dabei jährlich rund 10.000 Tonnen CO2 ein. Die Investitionen belaufen sich auf etwa 15 Millionen Euro. Doch wie groß wäre der Aufwand gewesen, 3.500 Einzelheizungen von fossil auf regenerativ umzustellen? Und wie lange hätte das gedauert?
Im Video wird die Technik der Flusswärmepumpe vorgestellt und die Bedeutung für die Mannheimer Fernwärme erläutert.
Video: Die Flusswärmepumpe in Mannheim
Die Funktionsweise
Das Flusswasser des Rheins in Mannheim wird im Sommer bis zu 25 Grad warm, im Winter kühlt es bis auf 5 Grad ab. Diese Wärmeenergie reicht aus, um eine große Wärmepumpe effizient zu versorgen. Über den Verdichtungs- und Verdampfungsprozess wird die Fernwärme auf 83 bis 99 Grad „hochgepumpt“. Gleichzeitig wird durch den Wärmeentzug das Rheinwasser um 2 bis 5 Grad abgekühlt.
Fahrplan zum „grünen Wärmenetz“ in Mannheim
Mannheim will sein Wärmenetz mit ganz unterschiedlichen regenerativen Energiequellen klimafreundlich umbauen und ist damit eine Blaupause für viele Großstädte. 2020 wurde im ersten Schritt die Abwärme der Thermischen Abfallbehandlung ins Wärmenetz eingespeist. Zusammen mit der jetzt aktiven ersten Flusswärmepumpe sind heute bereits bis zu 60 Prozent der Fernwärme „grün“.
In weiteren Schritten sollen Abwärme aus einem Klärwerk, Erdwärme, weitere Flusswärmepumpen, industrielle Abwärme oder Biomethan- und Biomasse-Heizkraftwerke die Quote auf 100 Prozent bringen.
Klimaneutrale Stadtprojekte in Esslingen und Ludwigsburg
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- Im Ballungsraum Ludwigsburg wurde ein regeneratives Nahwärmenetz aufgebaut, das auf die erneuerbaren Energiequellen Holz und Sonne setzt. Mehr erfahren »