So bauen Sie Ihr Zuhause barrierefrei um

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Tipps zur Planung und Förderung

Foto: Küffner

Barrierefrei bauen und umbauen heißt nicht nur, den Hauseingang mit einer Rampe zu versehen oder eine bodengleiche Dusche einzubauen. Es geht um das Einbeziehen des gesamten Wohnumfeldes. Aber wann gilt eine Wohnung als „barrierefrei“? Und welche Kriterien müssen dafür erfüllt sein? Hier bekommen Sie Tipps für die Planung und Förderung barrierefreier Wohnungen.

Das erfahren Sie in diesem Artikel:

  1. Was bedeutet barrierefrei?
  2. Barrierefrei nach DIN 18040
  3. Barrierefreier Neubau: Mit welchen Mehrkosten muss ich rechnen?
  4. Barrierefrei umbauen und einrichten
  5. Förderung für barrierefreies Bauen

Was bedeutet barrierefrei?

Bei Immobilienangeboten werden häufig Begriffe wie „barrierearm“, „alters-“, „senioren-“ oder „behindertengerecht“ verwendet. Gesetzlich definiert sind aber nur die Begriffe „barrierefrei“ und „rollstuhlgerecht“. Alle anderen lassen viel Spielraum für Interpretationen.

Barrierefrei bedeutet, dass ein Gebäude für Menschen mit Behinderung genauso ohne Einschränkungen nutzbar ist wie für Menschen ohne Behinderungen. Das heißt aber nicht automatisch, dass es auch rollstuhlgerecht ist − dafür gelten zusätzliche Kriterien.

Barrierefreiheit hat für alle Menschen Vorteile, wie zum Beispiel:

  • mehr Lebensqualität durch einfachere Zugänglichkeit
  • erleichterte Arbeit von Pflegekräften
  • ein höherer Wiederverkaufswert der Immobilie
Barreirefrei
Diese barrierefreie Falttür kann mit jeder Türzarge kombiniert werden – auch mit bereits vorhandenen. Durch den ergonomisch günstigen Öffnungsverlauf bleibt die Türklinke in erreichbarer Nähe und ist von beiden Seiten selbstständig mit Rollator oder Rollstuhl bedienbar.
Küffner

Barrierefrei nach DIN 18040

DIN 18040 regelt, welche Vorschriften für barrierefreie Gebäude gelten. Soll ein Gebäude gemäß DIN 18040-2 für private Wohngebäude rollstuhlgerecht sein, sind zusätzlich noch weitere Kriterien erforderlich. Dazu gehören zum Beispiel:

  • größere Bewegungsradien (1,50 m statt 1,20 m)
  • breitere Türöffnungen (90 cm statt 80 cm)
  • unterfahrbare Küchenarbeitsplatten (Unterkante 67–70 cm)
  • Beinfreiheit unter dem Waschtisch oder genormte Griff- bzw. Schalterhöhen (85 cm).

Die Umsetzung dieser Normwerte ist für private Bauherren, die barrierefrei bauen oder umbauen wollen, zwar keine Pflicht. Sie geben aber wertvolle Orientierung bei der individuellen Planung.

Und: Werden Fördermittel beantragt, ist die Einhaltung bestimmter Vorgaben dieser Norm Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung durch den Bund.

Barrierefreies Bad

Die Anforderungen fürs barrierefreie Bad sind in DIN 18040 geregelt. Wir stellen die wichtigsten Empfehlungen vor, die zu beachten sind. So planen und gestalten Sie ein barrierefreies Bad »

So sieht eine barrierefreie Wohnung aus

Barrierefreies Bad behindertengerecht altersgerecht
Villeroy & Boch

Die Grundfläche für ein barrierefreies Duschbad mit WC beträgt 3,20 m², für Rollstuhlfahrer 5,40 m². Sitzgelegenheit im Duschbereich und Haltegriffe neben der Toilette bieten Sicherheit.

Schwellenlos wohnen barrierefrei behindertengerecht umbauen altersgerecht
Schwörer-Haus

Kurze Wege und eine klare Grundrissgliederung erleichtern den Wohnalltag. In diesem Haus sorgen ein Aufzug, breite Türen und platzsparende, leicht zu öffnende Schiebetüren für die barrierefreie Erschließung.

Barrierefrei wohnen Terrassenübergang Balkonübergang schwellenlos
Alumat

Beim schwellenlosen Übergang auf Balkon und Terrasse hilft diese „Magnet-Nullschwelle“. Sie lässt sich mit allen gängigen Türprofilen kombinieren und ist sogar passivhauszertifiziert, weil wind- und schlagregendicht.

Barrierefreier Neubau: Mit welchen Mehrkosten muss ich rechnen?

Von barrierefreien Details in Haus und Wohnung wie bodengleichen Duschen, breiten Türöffnungen und stolperfreien Terrassenübergängen profitieren alle Generationen. Sie bieten auch in jungen Jahren ein Plus an Komfort. Aber was kostet es beim Neu- oder Umbau, solche Aspekte mit einzubeziehen?

Tatsächlich wirken sich solche Aspekte kaum merklich auf die Bausumme aus. Experten gehen beim Neubau eines Einfamilienhauses durchschnittlich von etwa 5 Prozent Mehrkosten aus. Viele Maßnahmen können sogar ganz ohne Mehrkosten erreicht werden, wenn von Anfang an clever geplant wird.

Einige Beispiele: Wer barrierefrei bauen will, sollte folgende Punkte bei der Grundstückswahl berücksichtigen:

  • möglichst ebenes Grundstück
  • Wohnumfeld, in dem öffentliche Verkehrsmittel, Parks sowie Einkaufsmöglichkeiten sicher zu erreichen sind
  • ausreichend Platz für barrierefreie Parkflächen (3,5 m x 5 m)

Barrierefrei umbauen und einrichten

Barrierefreie Modernisierungen erfordern immer eine individuelle Planung, die gemeinsam mit Fachleuten angegangen werden sollte. Neben dem erhöhten Platzbedarf in allen Räumen, der oft nur durch das Entfernen oder Versetzen von Wänden erreicht werden kann, sind je nach Raumnutzung noch weitere Details zu beachten.

Und: Denken Sie daran, dass bei Eingriffen in die Statik eine Baugenehmigung erforderlich ist.

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie barrierefrei umbauen:

Bodengleiche Dusche im Bad
Bodengleiche Dusche: Ein durchgängig gleich gefliester Badboden sorgt für ein harmonisches Gesamtbild.
Duravit
  • Bäder sollten mit bodengleichen Duschen und rutschfesten Bodenbelägen ausgestattet sein. Auf eine Duschtrennwand kann verzichtet werden, ansonsten muss sie zum Raum hin zu öffnen sein.
  • Waschtische sind unterfahrbar zu gestalten und mit leicht zu bedienenden Einhebel-Mischarmaturen auszustatten. Wird der Syphon unter Putz gelegt, stört er nicht beim Unterfahren. Das gilt auch in der Küche für Spüle und Arbeitsplatten. Sind sie höhenverstellbar, können sie auch von Familienangehörigen genutzt werden, die nicht an den Rollstuhl gebunden sind.
  • Werden Herd, Arbeitsplatte und Spüle über Eck angeordnet, ist eine Erreichbarkeit ohne Zwischenschritte mit nur einer Körperdrehung möglich. Ein flaches Becken erleichtert zudem den Abwasch im Sitzen.
  • Damit der Herd unterfahrbar bleibt, sollten Sie den Backofen nicht darunter, sondern separat anordnen (Einbaubereich 40–120 cm).
  • Praktischer als fest installierte Unterschränke für Kochutensilien sind Rollcontainer.
  • Wer mehr Schrankfläche benötigt, sollte anstelle von Türen leichtgängige Vollauszüge wählen.
  • Integrieren Sie Steckdosen und Lichtschalter in gut erreichbaren Blenden unterhalb der Arbeitsplatte und achten Sie auf eine helle, aber blendfreie Ausleuchtung aller Räume achten.
  • Werden Licht, Rollläden oder Haushaltsgeräte in ein Smarthome-Konzept integriert, lassen sie sich kräftesparend per Fernbedienung oder Smartphone steuern. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die nötigen Apps auch visuell barrierefrei und von Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen zu bedienen sind oder die Möglichkeit der Sprachsteuerung besteht.

Es gibt also viele Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit. Der Fokus sollte darum auf Modernisierungsschritten liegen, die zu Ihrer persönlichen Situation passen.

Checkliste: Barrierefrei umbauen

Eine barrierefreie Wohnung ermöglicht selbstständiges Wohnen im Alter. Unsere Checkliste zeigt, wie Sie Haus und Wohnung altersgerecht umbauen: Schritt für Schritt zur barrierefreien Wohnung »

Förderung für barrierefreies Bauen

Werden Fördermittel beantragt, ist die Einhaltung bestimmter Vorgaben der Barrierefrei DIN 18040 Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung durch den Bund. Lassen Sie sich deshalb möglichst früh von einem auf barrierefreies Bauen spezialisierten Architekten beraten.

Mieter müssen einen barrierefreien Umbau mit eventuellen Rückbaumöglichkeiten zuerst mit dem Vermieter klären und die Umbaukosten in der Regel selbst tragen. Finanzielle Hilfen stehen ihnen aber meist ebenso zu.

Fördergelder für barrierefreies Bauen und Umbauen

  • Die KfW gewährt Kredite und Zuschüsse für barrierefreies Bauen. Achtung, die Fördergelder werden immer nur für jeweils ein Jahr bereit gestellt, sodass zum Ende des Jahres die Fördergelder häufig erschöpft sind.
  • Länder und Kommunen bieten ebenfalls Förderungen an. Informieren Sie sich, was für Ihre Wohnregion gilt.
  • Informieren Sie sich auch bei Rehabilitationsträgern und Pflegekassen nach Fördermöglichkeiten.

Die Förderprogramme sind oft kombinierbar. Informieren Sie sich deshalb unbedingt vor Planungsbeginn über das korrekte Vorgehen bei der Beantragung! Häufig müssen die Fördergelder bereits vor dem Beginn des Bauprojekts beantragt werden.

Unser Tipp: Warten Sie nicht zu lange mit der Umsetzung. Denn wer früher vorsorgt, kann umso gelassener in die Zukunft blicken.

Wohnen im Alter: Welche Alternativen gibt es?

Das eigene Zuhause barrierefrei umzubauen, kann eine finanzielle Herausforderung sein. In manchen Fällen kann es sinnvoller sein, beispielsweise in eine Senioren-WG oder ein Altersheim umzuziehen oder Betreutes Wohnen in Anspruch zu nehmen − in unserem Artikel stellen die verschiedenen Wohnformen für das Leben im Alter im Vergleich vor.

Stand: August 2022